Der Hamburger Energietisch

Für die Energiewende in Hamburg

LNG-Terminals in Brunsbüttel

Allgemeine Informationen zu verflüssigtem Erdgas und zu LNG-Terminals finden sich hier.


Für Brunsbüttel bestimmtes Terminal-Schiff  vorübergehend wieder in Wilhelmshaven

5. März 2023:  Das schwimmende LNG-Terminal in Brunsbüttel musste den vorgesehenen Standort vorübergehend wieder verlassen. Nachdem mehrere Bundesminister zu Presseterminen vor Ort waren und der erste Tanker mit tiefgekühltem flüssigen Erdgas wieder abgelegt hat, gab es Ärger in Brunsbüttel. Die Bürgerinnen und Bürger des Wohngebietes südlich des Kanals sind genervt. Sie wussten, dass das LNG-Terminal auf dem Wasser kommt. Dass die Folge aber ein dauerndes Brummen sei, hätten sie nicht gewusst, sagen sie. Dieses Brummen höre man auch in den Häusern, mal etwas lauter, mal etwas weniger laut. Die Anwohner stört außerdem das Licht des LNG-Terminals. Weil auch in den Abend- und Nachtstunden auf dem Umwandlungsschiff gearbeitet wird, sind dort viele Scheinwerfer an.

Wegen der Beschwerden über Lärm und grelles Licht erklärte die Betreiberfirma RWE auf einer Informationsveranstaltung am 28.2.2023, warum es so laut sei und wie das Problem gelöst werden solle. Unternehmenssprecher Jan Peter Cirkel betonte im Interview mit dem NDR, dass RWE eine gute Nachbarschaft in Brunsbüttel erreichen wolle. „Wir sind noch nicht in der Regasifizierung, noch nicht im Regelbetrieb – und wenn wir in diesen Regelbetrieb kommen, dann wird das Lärmproblem – nach unseren Erwartungen – deutlich gesenkt und nicht mehr vorhanden sein“, sagte Cirkel. Das Unternehmen habe, nachdem die ersten Beschwerden bekannt geworden seien, einen Gutachter mit Lärmmessungen beauftragt.

Kurzfristig hat RWE den Anwohnern eine pragmatische Lösung für das Lärm- und Lichtproblem angeboten. Das Umwandlungsschiff würde den Hafen zunächst wieder verlassen. Wenn sich der Regelbetrieb abzeichne, solle das Schiff voraussichtlich Mitte März zurückkehren. Cirkel: „Dann werden wir nochmal eine kurze Phase haben bis wir wirklich regasifizieren.“ Der RWE-Sprecher hofft, dass man dann der gute Nachbar in der Region sei, der man sein will.

LNG-Terminalschiff „Höegh Gannet“ liegt vorübergehend vor Wilhelmshaven

Seit dem 4.3.2023 liegt das LNG-Terminalschiff „Höegh Gannet“ vor Wilhelmshaven. Das Schiff hatte Mitte Januar in Brunsbüttel festgemacht, konnte aber kein Gas abliefern. Die „Flucht“ aus Brunsbüttel soll folgende Gründe haben:

Die „Hoegh Gannet“ war vor zwölf Tagen angekommen, nachdem sie vorher wochenlang vor Helgoland und danach in Cuxhaven gelegen hatte. Der Grund damals für die Abreise aus Brunsbüttel nur einen Tag nach der offiziellen Inbetriebnahme im Beisein von Bundesprominenz: Im Elbehafen musste Platz für einen Öltanker gemacht werden.

Dann raubte der Lärm den Anliegern den Schlaf, angeblich schepperten die Tassen im Schrank, und auch der nachts taghelle Himmel – verursacht durch die Schiffsbeleuchtung – stieß bei den Brunsbüttelern auf wenig Gegenliebe. Das Unternehmen RWE hat sich auf einer Bauausschusssitzung in Brunsbüttel Mitte der Woche entschuldigt.

Die „Hoegh Gannet“ könne im Moment noch kein Gas in das Netz an Land einspeisen, da die Infrastruktur noch nicht bereitstehe. Deswegen müssten Gasfeuerungsanlagen und Kühlaggregate eingesetzt werden, die den Lärm verursachten, erklärte ein Sprecher des Energiekonzerns, der für die LNG-Umwandlung verantwortlich ist.

Das dauernde Brummen, über das sich die Anwohnenden in Brunsbüttel beschwerten, kommt laut RWE daher, dass das Umwandlungsschiff seine mitgeführten LNG-Mengen bislang nicht ins Netz einspeisen konnte. In der Folge mussten permanent Gasverbrenner laufen, um das verdampfende Erdgas, sogenanntes Boil-Off-Gas, zu verbrennen. Dieses Gas entsteht in den Flüssigerdgastanks, wenn heruntergekühltes, flüssiges Gas durch Wärme von außen wieder gasförmig wird. Dadurch steigt auch der Druck im Tank – weswegen das Gas entfernt werden muss, um ein Sicherheitsrisiko zu vermeiden.

RWE hofft, dass die Lärmbelästigung durch das Verbrennen des Boil-Off-Gases beendet ist, wenn das Schiff im Regelbetrieb läuft und sein Erdgas ins Netz einspeisen kann.

Laut Betreiber RWE wird das Schiff nun voraussichtlich zwei Wochen vor Wilhelmshaven liegen. In dieser Zeit soll in Brunsbüttel an der noch nicht fertigen landseitigen Anbindung und der Pipeline für den Transport des Gases gearbeitet werden, sodass das Terminalschiff entladen werden kann. Die „Höegh Gannet“ soll nach ihrer Rückkehr nach Brunsbüttel – nach einer mehrtägigen Probephase – in den Regelbetrieb gehen. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Lärmbelästigung dort dann deutlich sinken wird. Ein Festmachen der „Höegh Gannet“ am LNG-Terminal in Wilhelmshaven ist demnach nicht geplant. Dies wäre laut RWE auch technisch gar nicht möglich.

Störungen durch Lärm und Licht auch beim LNG-Terminal in Brunsbüttel

20. Februar 2023: Menschen, die in der Nähe des LNG-Terminals in Brunsbüttel wohnen, sprechen von störenden Geräuschen und hellem Licht.

Geklagt wird über ein Donnern, ein Bollern, das beim Schlafen stören kann, weil es dauerhaft sei. Auch ein heller Lichtkegel könne den Schlaf beeinträchtigen. Lärm und Licht könnten Gäste für Ferienwohnungen abschrecken.

Wie in Lubmin will der Betreiber ein Gutachten erstellen lassen. Deshalb sollen in der laufenden Woche Geräuschmessungen durchgeführt werden. Bürgermeister Martin Schmedtje hat für Ende Februar zu einer Sitzung mit Bürgerinnen und Bürgern, Betreiber und Politik geladen.

Erste Flüssigerdgas-Lieferung in Brunsbüttel

18. Februar 2023: Im Hafen von Brunsbüttel ist am 15.2.2023 der erste Tanker mit verflüssigtem Erdgas angekommen. Nach Informationen der RWE stammt die Lieferung aus Abu Dhabi und umfasst 137.000 Kubikmeter LNG. Das Brunsbütteler LNG-Terminal ist das erste in Schleswig-Holstein.

Drei Schlepper begleiteten den Tanker mit dem Namen „ISH“ und brachten ihn auf die geplante Position. Er liegt nun direkt hinter dem Umwandlungsschiff „Hoegh Gannet“ am Gefahrgut-Terminal des Elbehafens. Es kann aber nach Angaben eines RWE-Sprechers noch kein Gas in das schleswig-holsteinische Gasnetz eingespeist werden, weil das Terminal noch nicht so weit ist.

Nun beginnt ein mehrwöchiger Probebetrieb. Damit das Gas fließen kann, sind laut RWE weitere Arbeiten an der landseitigen Infrastruktur notwendig. Wenn alles klappt, würden erste kleinere Gasmengen Ende des Monats Februar in das schleswig-holsteinische Gasnetz eingespeist. Mit einem Regelbetrieb wird im März gerechnet.

Eine Überdimensionierung der Gesamtheit der LNG-Terminals, wie von den Umweltverbänden moniert, will Schleswig-Holsteins Energiewendeminister  Goldschmidt (Grüne) nicht erkennen.

Ankunft des Terminalschiffs für Flüssigerdgas (LNG) in Brunsbüttel

18. Januar 2023:  Bundeswirtschaftsminister Habeck, Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Günther und Energieminister Goldschmidt wollen das Schiff „Höegh Gannet“ am Freitag, dem 20. 1. 2023, in Empfang nehmen. Dabei sein wollen auch  der Reeder Morten Höegh, der RWE-Vorstandsvorsitzende Krebber und der Geschäftsführer von Brunsbüttel Ports Schnabel.

Die „Höegh Gannet“ soll in Brunsbüttel Flüssigerdgas aufnehmen und in den gasförmigen Zustand umwandeln, um es dann in das Gasnetz einzuspeisen. Im laufenden Jahr sollen mit Hilfe des Spezialschiffs 3,5 Milliarden Kubikmeter Gas in das Gasnetz fließen. Ab Fertigstellung der langen Anbindungsleitung sollen es 7,5 Milliarden sein. Das geplante Terminal an Land soll erst 2026 fertig werden.


Inbetriebnahme des LNG-Terminals in Brunsbüttel

8. Januar 2023:  Als drittes deutsches Terminal für Flüssigerdgas (LNG) soll laut Bundeswirtschaftsminister Habeck nach den Anlagen in Wilhelmshaven und in Lubmin die Gasifizierungs-Anlage in Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) bis zum 20. Januar ihren Betrieb aufnehmen.

Im Jahr 2023 sollen hier von LNG-Tankern 3,5 Milliarden Kubikmeter Gas ins Netz eingespeist werden. Bis Ende 2023 soll auch eine 55 Kilometer lange Rohrleitung nach Hetlingen im Kreis Pinneberg fertig sein. Dann könnten jährlich 7,5 Milliarden Kubikmeter Gas aus Brunsbüttel ins Netz gepumpt werden. Das Vorhaben liegt laut Regierung im Zeitplan, nach welchem auch ein stationäres Terminal in Brunsbüttel vorgesehen ist, das 2026 in Betrieb gehen soll.

Das Terminal in Brunsbüttel wird von RWE betrieben. Das Terminalschiff Höegh Gannet soll hier eingesetzt werden, das sich zurzeit noch im französischen Hafen Brest befindet.

Insgesamt sollen Wilhelmshaven, Lubmin und Brunsbüttel laut Habeck etwa ein Drittel der früher aus Russland gelieferten Gasmengen verarbeiten können. Für den Winter 2023/24 ist die Inbetriebnahme von drei weiteren LNG-Terminals an der deutschen Nord- und Ostseeküste geplant.

„Das Terminalschiff in Brunsbüttel soll übrigens in der ersten Phase gar nicht genehmigt werden, der Betrieb wird nur „angezeigt“. Das heißt KEINE Bürgerbeteiligung, KEINE Umweltprüfungen, KEINE Abschätzung der Klimafolgen.“, so Constantin Zerger (DUH) am 6. Januar 2023.

Die Deutsche Umwelthilfe fordert ein immissionsschutzrechtliches Genehmigungsverfahren für den Betrieb des LNG-Terminalschiffs in Brunsbüttel

7. Dezember 2022:  Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) folgert aus einem Schreiben der Landesregierung Schleswig-Holstein an die DUH, dass die Landesregierung das LNG-Terminalschiff (FSRU) „Höegh Gannet“ am Standort Brunsbüttel ohne die Durchführung eines Genehmigungsverfahrens in Betrieb nehmen möchte. Im wasserrechtlichen Verfahren hat die DUH eine Einwendung abgegeben.

Laut Schreiben der Landesregierung soll der Betrieb der „Höegh Gannet“ im Elbehafen Brunsbüttel lediglich angezeigt werden. Ein immissionsschutzrechtliches Genehmigungsverfahren soll erst im kommenden Jahr durchgeführt werden, wenn die „Höegh Gannet“ circa 80 Meter weiter an einen neuen Anleger verlegt wird. Mit der noch vor Weihnachten geplanten Inbetriebnahme entfielen so zunächst die störfall- und umweltrechtlichen Prüfungen.

Die Landesregierung erklärte gegenüber der DUH, dass ein Genehmigungsverfahren nicht notwendig sei, weil das LNG-Terminalschiff weniger als zwölf Monate an seinem ersten Standort liege. Nach Abschluss der Bauarbeiten an dem neuen Anleger soll das Schiff dorthin und um circa 80 Meter von Bordwand zu Bordwand verlegt werden. Die Umweltgesetzgebung schreibt jedoch vor, dass ein Genehmigungsverfahren auch dann notwendig sei, wenn eine Anlage innerhalb eines Betriebsgeländes versetzt wird, so die DUH. Entscheidend sei dabei, dass der Kreis der Betroffenen identisch sei. Das sei in Brunsbüttel mit den geplanten Standorten eindeutig der Fall, was schon zu Beginn des Projektes ein immissionsschutzrechtliches Genehmigungsverfahren erforderlich mache.

DUH-Bundesgeschäftsführer Müller-Kraenner: „An allen anderen Standorten in Deutschland hat es ein solches Verfahren gegeben. In Schleswig-Holstein gelten dieselben rechtlichen Vorgaben und diese müssen selbstverständlich beachtet werden. Dies gilt insbesondere für einen so gefährlichen Störfallbetrieb wie den eines LNG-Terminals. Eine solche Infrastruktur darf aus gutem Grund nicht im Blindflug betrieben werden. Mit Blick auf Versorgungssicherheit ist es ein unnötiges Vabanque-Spiel der Landesregierung, auf ein ordentliches Genehmigungsverfahren zu verzichten.“

Die DUH kritisiert darüber hinaus, dass keine vollständige und transparente Öffentlichkeitsbeteiligung im Verfahren für die wasserrechtliche Erlaubnis stattgefunden habe. Nur ausgewählte Verbände seien beteiligt worden. Dies sei insbesondere bei einem Verfahren für einen Störfallbetrieb schlicht nicht nachzuvollziehen.

Der Landessprecher der LINKEN, Luca Grimminger, dazu: „Ein LNG-Terminal ohne störfall- und umweltrechtliche Prüfungen in Betrieb gehen zu lassen, ist unverantwortlich. In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich das stillgelegte Kernkraftwerk, ein Zwischenlager für hochradioaktive Atomabfälle, ein Chemiepark und eine Müllverbrennungsanlage. Die schwarz-grüne Landesregierung spielt mit der Sicherheit der Anwohner*innen, um ihren fossilen Irrweg durchzupeitschen.“

DIE LINKE Schleswig-Holstein positioniere sich seit Jahren gegen den Bau eines LNG-Terminals in Brunsbüttel. „Der Überfall Russlands auf die Ukraine hätte einen Schub in Richtung erneuerbarer Energien auslösen müssen. Stattdessen wurden Lieferverträge mit Katar abgeschlossen, die bis 2041 laufen“, meinte Grimminger. „Wer solche Infrastruktur baut, hat sich vom Ziel des Landes, 2040 klimaneutral zu werden, verabschiedet. Mit diesen Fehlinvestitionen, die Milliarden in die Kassen der Öl- und Gaskonzerne spülen, muss Schluss sein! Wir brauchen ein massives Investitionsprogramm in erneuerbare Energien und Energieerzeuger in öffentlicher Hand!“

LNG-Schiff auf dem Weg zum schwimmenden Terminal in Brunsbüttel

3. Dezember 2022:  Das Spezialschiff „Höegh Giant“ soll in Brunsbüttel am neuen schwimmenden LNG-Terminal Flüssigerdgas von Tankern aufnehmen, gasifizieren und in das Gasnetz einspeisen. Die „Höegh Giant“ würde Mitte Dezember im polnischen Swinemünde ankommen und könnte von dort in weniger als drei Tagen Brunsbüttel erreichen, so ein LNG-Analyst. Möglich sei, dass das Schiff in einer Werft repariert oder für den Einsatz in Brunsbüttel umgebaut werde. Auch könne sie in der Zwischenzeit Flüssiggas von Tankern für Polen entladen.

Zuvor war sie in Indien im Einsatz, wo die Reederei Höegh allerdings im April den Vertrag mit dem Partner H-Energy aufkündigte, nachdem „der Charterer Vertragsbedingungen nicht eingehalten hat“. Im September und Oktober sei das Schiff dann für einen FSRU-Einsatz umgebaut worden, berichtete das Branchenmedium „Hellenics Shipping News“.

Ab 2026 soll Brunsbüttel 15 Jahre lang Flüssigerdgas aus Katar erhalten

1. Dezember 2022:  LNG-Lieferungen von Katar nach Brunsbüttel sollen im Jahr 2026 beginnen. Bis dahin soll das LNG-Terminal an Land fertig sein.

Das LNG soll von Qatar Energy an das US-Unternehmen Conoco Phillips verkauft werden, das es weiter nach Brunsbüttel liefert. Die Lieferung von jährlich bis zu 2 Millionen Tonnen soll 2026 beginnen und mindestens 15 Jahre laufen. Damit sollen ca. 6 Prozent der russischen Gaslieferungen des Jahres 2021ersetzt werden. Qatar Energy soll zudem mit deutschen Unternehmen über weitere LNG-Lieferungen im Gespräch sein. Es soll sich um den ersten langfristigen LNG-Deal eines EU-Mitgliedslandes seit Beginn des Ukrainekrieges im Februar 2022 handeln.

Das Erdgas für das jetzt geschlossene Abkommen komme von den beiden neu erschlossenen katarischen Gasfeldern North Field East and North Field South, die vor der Küste des Golfstaates liegen. Mit ihnen will der Golfstaat seine Förderung für LNG bis 2027 von gegenwärtig 77 Millionen Tonnen auf 126 Millionen Tonnen erweitern. Das Gas wird für den Transport verflüssigt und dann wieder in den Ursprungszustand versetzt. Dabei gehen bis zu 25 Prozent der Energie verloren.

Katar verfügt nach Russland und dem Iran über die drittgrößten Gasreserven weltweit. Es teilt sich mit dem Iran das weltweit größte Gasfeld, das vor der Küste des Landes liegt. Der allergrößte Teil des Exports geht nach Asien, bislang vor allem nach Japan, Südkorea und Indien.

Bisher erhalten Deutschland und andere europäische Länder über die Niederlande, Belgien oder Frankreich aufgenommenes LNG vor allem aus den USA. Habeck bemühte sich auf einer Reise im Frühjahr um Lieferbeziehungen mit Katar. Das Emirat will dem Vernehmen nach Langfristverträge. Weitere wichtige LNG-Ausfuhrländer sind Australien, Malaysia und Nigeria.

In Tagesschau24 erklärte Wirtschafts- und Klimaminister Habeck am 29.11.2022 um 20 Uhr: „15 Jahre ist super. Es scheinen ja offensichtlich gute Bedingungen zu sein. Ich hätte auch gar nichts gegen 20 oder längere Verträge. Die Unternehmen müssen nur wissen, dass dann die abnehmende Seite in Deutschland irgendwann geringer wird, wenn wir die Klimaschutzziele einhalten wollen.“

Im Frühjahr war Habeck in Katar, Ende September Kanzler Scholz. Scholz: „Deshalb bin ich sehr froh über die Vereinbarungen in Katar, die da von den Unternehmen geschlossen worden sind, und den Möglichkeiten, die sich daraus ergeben. Es sind langfristige Verträge, das ist auch die gute Aussage für die Energieversorgungssicherheit Deutschlands.“

Klimaschützer finden die Laufzeit des Vertrages mit Katar zu lang. Der deutsche Gasverbrauch müsse bis 2035 halbiert werden. Dann könne Norwegen mit Pipelines statt LNG-Schiffen klimafreundlicher die bisher aus Russland kommenden Erdgaslieferungen ersetzen.

Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung befürchtet, dass langfristige Lieferverträge zu Abhängigkeiten führen und ein Nachbessern der Klimaziele erschweren werden. Auf Nachfrage von klimareporter° erklärte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums, die geschlossenen Verträge beinhalteten keinerlei Abnahmeverpflichtung für Deutschland.

Der BUND kritisierte: „Flüssiggas-Lieferverträge bis 2041 beißen sich mit dem notwendigen Wasserstoffhochlauf spätestens ab 2030“, betonte er. Abhängigkeit von fossilen Energien würden hier „sehenden Auges in Kauf genommen“.

DUH-Geschäftsführer Müller-Kraenner zur taz: „Man zerschießt sich die Klimaziele“. Bis 2045 will Deutschland klimaneutral sein. Dazu passe der bis 2041 laufende Vertrag nicht: Mit der Dekarbonisierung könne nicht erst 2041 angefangen werden.

Meilensteine zur Entwicklung des LNG-Terminals an Land

11. Oktober 2022: Die German LNG Terminal GmbH (GLNG) hat entscheidende Meilensteine bei der Entwicklung des Onshore-LNG-Importterminals in Brunsbüttel erreicht.

GLNG gab bekannt, welche Unternehmen als Generalübernehmer  für „Engineering Procurement and Construction“ gewählt wurden. GLNG hat zudem mit ConocoPhillips, INEOS und RWE Supply & Trading als initialen Kunden Vereinbarungen über langfristige Regasifizierungskapazitäten im Terminal geschlossen.

Das Terminal an Land soll eine jährliche Durchsatzkapazität von 8 Milliarden Kubikmetern Erdgas haben und kann auf mindestens 10 Milliarden Kubikmeter erweitert werden. Die Fertigstellung des Terminals ist für 2026 avisiert, wobei derzeit Anstrengungen unternommen werden, die Inbetriebnahme des Terminals zu beschleunigen.

GLNG will sich nun darauf konzentrieren, die entsprechenden Genehmigungen für die Errichtung des Terminals zu erhalten. Parallel dazu will GLNG Möglichkeiten zur klimafreundlichen Weiterentwicklung der Anlage prüfen.

3 km lange Gasleitung zum Anschluss des FSRU Brunsbüttel genehmigt

20. September 2022: Wie das Energiewendeministerium in Kiel am 19.9. mitteilte, wurde für den Bau der 3 km langen Anschluss-Gasleitung ET 185 vom schwimmenden Flüssigerdgasterminal (LNG) in Brunsbüttel zur bestehenden Transportleitung von Schleswig-Holstein Netz und damit zum europäischen Fernleitungsnetz die Genehmigung der Planfeststellungsbehörde erteilt. Der Antrag hierfür wurde Anfang Juli 2022 bei der Genehmigungsbehörde eingereicht. Nun darf der Betreiber Gasunie offiziell mit den Bauarbeiten beginnen.

Diese Gasleitung, deren Fertigstellung bereits für das 4. Quartal 2022 geplant ist, ist der erste Schritt, um eine Teilmenge von bis zu vier Milliarden Kubikmetern Erdgas pro Jahr in das Erdgasverbundsystem übernehmen zu können. Durch den Bau einer rund 55 Kilometer langen Energietransportleitung nach Hetlingen soll „das volle Potenzial“ des schwimmenden LNG-Terminals (FSRU) aufgenommen werden, das bis Ende 2022 in Betrieb gehen soll.

Einwendungen gegen Leitungen von den geplanten LNG-Terminals in Brunsbüttel zum Erdgasnetz

3. August 2022:  Die viel zu kurze Frist für Einwendungen wurde von Anwohnern und von der Deutschen Umwelthilfe heftig kritisiert. Fundierte Einwände innerhalb einer Woche seien nahezu unmöglich.

Die Pläne umfassten 700 Dateien. Allein das Inhaltsverzeichnis der Planunterlagen sei zwölf Seiten lang. Unmöglich sich da rasch genug zurechtzufinden. Zumal die Formulierungen in „Fachdeutsch“ schwierig zu verstehen seien.

„Wenn diese Moorschichten entwässert werden, dann setzen sie Gase frei, die klimaschädlich sind. Was sonst ‚Moorschutz gleich Klimaschutz‘ heißt, das wird hier torpediert“, monierte ein Landwirt. Das Grundwasser solle auf 5,5 Meter abgesenkt werden, dann wäre alles trocken. Dadurch würden Nitrate und Sulfate freigesetzt. Der Landwirt wisse nicht, wie dieser Effekt bei dem Vorhaben verhindert werden solle.

Zudem würden ökologisch wertvolle Flächen verschwinden, denn für den Bau solle ein Arbeitskorridor mit einer Breite zwischen 21 und 35 Metern geschaffen werden. Eine enorme Belastung für die Natur.

Die Deutsche Umwelthilfe gab Stellungnahmen zu den beiden geplanten Erdgasleitungen ab und zwar

  • zur 3 km langen Pipeline ET 185 von der schwimmende Anlage an Land, über die bereits ab 2023 Flüssigerdgas importiert werden soll, und
  • zur 55 km langen Pipeline ET 180 zur Anbindung des landseitig geplanten LNG-Terminals, das 2026 in Betrieb gehen soll.

Die DUH sieht im Antrag für die längere Pipeline den Versuch, den Bau langfristiger fossiler Infrastruktur durch die Hintertür vorzubereiten und fordert die Ablehnung des Leitungsbaus.

Eine Genehmigung für den Anschluss der schwimmenden Anlage muss nach dem Antrag der DUH auf aktuelle Gas-Notlage und somit zeitlich stark begrenzt werden.

18. Juli 2022:  Am 19. Juli 2022 beginnt das verkürzte Genehmigungsverfahren für zwei Erdgasleitungen zum Anschluss der geplanten LNG-Terminals im Hafen von Brunsbüttel an das Erdgas-Fernleitungsnetz.
Die Veröffentlichung von Informationen erfolgt durch das Amt für Planfeststellung Energie (AfPE).

Gegen diese Planungen können bis zum 1. August 2022 Einwendungen erhoben werden.
Die sehr kurzen Fristen stützen sich auf das LNG-Beschleunigungsgesetz (LNGG), das von Bundestag und Bundesrat im vergangenen Juni als gesetzliche Grundlage für verkürzte Genehmigungsverfahren beim Bau von Flüssigerdgas-Infrastruktur beschlossen wurde.

Es geht um zwei Leitungsprojekte, für die der Fernleitungsnetzbetreiber Gasunie Deutschland eine Genehmigung beim AfPE beantragt hat:

(a) um eine rund drei Kilometer lange Erdgas-Leitung, die mit einem Verlauf innerhalb des Industriegebietes Brunsbüttel schon zum Jahresende 2022 den Transport von Flüssigerdgas von einem schwimmenden LNG-Terminals (FSRU) in das vorhandene Leitungsnetz des Netzbetreibers SH Netz AG ermöglichen soll,

(b) um eine 54 Kilometer lange Leitung, die ab Herbst/Winter 2023 einen unmittelbaren Anschluss an das Gasfernleitungsnetz am Einspeisepunkt Hetlingen/Haseldorf in der Nähe von Uetersen sicherstellen soll.

Im Fall (a) entfällt das üblicherweise für LNG-Anbindungen angewendete Planfeststellungsverfahren. Es wird durch ein verkürztes Plangenehmigungsverfahren ersetzt. Statt einer Öffentlichkeitsanhörung wird das AfPE die Planunterlagen von Gasunie im Internet veröffentlichen, um die Beteiligung von Umweltverbänden und –vereinigungen zu gewährleisten.

Im Fall (b), der 54 Kilometer langen Leitung von Brunsbüttel nach Hetlingen/Haseldorf, wird das gewohnte Planfeststellungsverfahren unter geänderten Bedingungen durchgeführt. Der Zeitraum von der Veröffentlichung der Unterlagen im Internet bis zum Ende der Einwendungsfrist wird auf zwei Wochen verkürzt.

Die Internetveröffentlichung über die Seite www.schleswig-holstein.de/afpe oder über den Dienst BOB-SH beginnt am 19. Juli 2022. Bis zum 01. August 2022 müssen die Einwendungen beim AfPE vorliegen.

Alle Informationen, auch die für die Einreichung von Einwendungen, können eingesehen werden bei

Ausschnitt aus der 3 km langen Erdgasleitung für das schwimmende LNG-Terminal (Quelle: Planauslegung)
Ausschnitt aus der 54 km langen geplanten Erdgasleitung von Brunsbüttel nach Hetlingen (Quelle: Planauslegung)

Bau von Erdgasleitungen in Brunsbüttel

5. Juli 2022:  Zur Planfeststellung für die Anbindungs-Gasleitungen der geplanten LNG-Terminals in Brunsbüttel werden vom 19. bis 27.7.2022 die Planungsunterlagen von Gasunie zur Einsichtnahme ausgelegt. Einwendungen können bis zum 1.8.2022 abgegeben werden. Diese äußerst kurzen Fristen werden durch das LNG-Beschleunigungsgesetz ermöglicht.

3. Juli 2022:  Der Hafen Brunsbüttel soll bis Ende 2022 eine Anbindung an das deutsche Gasnetz erhalten. Damit soll die Einspeisung von importiertem Flüssigerdgas (LNG– Liquefied Natural Gas) in das Gasleitungsnetz möglich werden. Das gaben am 3. Juni 2022 die Hansewerk Tochter Schleswig-Holstein Netz und das niederländische Energieunternehmen Gasunie bekannt.

In einem ersten Schritt soll dort noch in diesem Jahr ein schwimmendes Terminal für Flüssigerdgas seinen Betrieb aufnehmen. Dafür ist aktuell ein neuer Leitungsabschnitt von etwa drei Kilometern Länge geplant. Dieser beginnt an dem “Floating LNG Terminal”, das im Hafen Brunsbüttel entstehen soll, und mündet in eine bereits bestehende Gasleitung von SH Netz. Bis zu vier Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr könnten so in das Erdgasnetz übernommen werden.

Spätestens im August sollen die notwendigen Genehmigungen vorliegen. Dann könne im Hafen direkt mit Arbeiten begonnen werden.

Parallel dazu entwickelt Gasunie eine neue 55 km lange Gasleitung von Brunsbüttel nach Hamburg.

5. Mai 2022:   Zwei schwimmende LNG-Terminals (FSRU) sollen noch im Jahr 2022 in Betrieb gehen. Mit dem Bau des ersten von zwei FSRU in Wilhelmshaven wurde schon am 5. Mai 2022 begonnen. Das zweite mit höchster Priorität geplante FSRU soll nach Brunsbüttel kommen.

Eine breite Mehrheit der Abgeordneten hat am 28. April 2022 im Landtag mit einer Änderung des Landeswassergesetzes den Weg für einen schnelleren Bau des LNG-Terminals in Brunsbüttel frei gemacht. Nur der SSW stimmte gegen den Entwurf der Jamaika-Koalition, weil er neue Abhängigkeiten durch ein Flüssigerdgas-Terminal befürchtet. Nun kann mit dem Bau des Hafens auch dann begonnen werden, wenn ein Gericht noch über eine Anfechtungsklage entscheiden muss.

Wirtschaftsminister Buchholz (FDP) schätzt den durch die Gesetzesänderung erwarteten Beschleunigungseffekt auf mehrere Jahren. Mit der Neuerung sei eine Inbetriebnahme des LNG-Terminals an Land im Frühjahr 2024 möglich, andernfalls frühestens 2027/28.

Die Deutsche Umwelthilfe kritisierte das Vorhaben als klimapolitisch verheerend und verfassungsrechtlich zweifelhaft. Der Ukraine-Krieg dürfe nicht als Argument gegen den Klimaschutz benutzt werden, sagte Norbert Pralow vom BUND Schleswig-Holstein. Der Bund für Umwelt und Naturschutz warf dem Regierungsbündnis außerdem vor, sie hebele mit der Gesetzesänderung Bürgerrechte aus.

Petition gegen Planungen für ein LNG-Terminal in Brunsbüttel

25. April 2022:  Mit einer Petition „STOPP DER PLANUNGEN FÜR EIN LNG TERMINAL“ werden Unterschriften gegen das in Brunsbüttel geplante Flüssigerdgas-Terminal gesammelt. Diese Petition wird dem Petitionsausschuss Schleswig-Holstein übergeben werden.

In der Petition wird unter anderem gefordert:

  • ein sofortiger Stopp aller Planungen, politischen und anderweitiger Unterstützung des geplanten LNG-Terminals in Brunsbüttel und jeglicher neuer fossiler Infrastruktur in Schleswig-Holstein
  • ein Verbot jeglicher direkter oder indirekter Subventionierung fossiler Energieträger durch das Land, Ämter, amtsfreie Gemeinden, Kreise und kreisfreie Städte des Landes Schleswig-Holstein
  • ein Verbot der Weitergabe öffentlichen Grundeigentums und -besitzes für fossile Energieträger
  • dass Subventionen durch das Land, Ämter, amtsfreie Gemeinden, Kreise und kreisfreie Städte des Landes Schleswig-Holstein nur noch an Unternehmen gezahlt werden dürfen, die spätestens ab dem 01. Januar 2030 klimaneutral sein werden.

Südschleswigscher Wählerverband (SSW) gegen den Bau von LNG-Terminals

21. April 2022:  „Ein LNG-Terminal in Brunsbüttel ist energie-, klima-, sicherheits- und finanzpolitischer Wahnsinn“. So lautet das Fazit von SSW-Landtagschef Lars Harms nach einem Treffen zwischen Vertretern des Südschleswigschen Wählerverbandes und des Klimabündnisses gegen LNG in Schleswig. „Für die Verbraucher wird es nochmal richtig und dauerhaft teuer.“ 
Das Klimabündnis gegen LNG ist ein Bündnis aus Umweltverbänden wie der DUH, dem BUND, der Bürgerinitiative gegen CO2-Endlager, Bürgerinitiativen und Einzelpersonen.

„Ein weiterer Störfallbetrieb an einem derart exponierten Ort ist schlicht nicht genehmigungsfähig und gemäß Bebauungsplan für diesen Standort ausgeschlossen“, so Dr. Reinhard Knof, Sprecher des Klimabündnis gegen LNG. 

Das LNG-Terminal wird in direkter Nachbarschaft zum stillgelegten Kernkraftwerk, zu einem Zwischenlager für hochradioaktive Atomabfälle, zu einem Chemiepark, zu einer Müllverbrennungsanlage und zu einem ebenfalls geplanten Ammoniaklager geplant.

Es sei nicht auszumalen, welche Kettenreaktionen etwa ein Brand dort auslösen könnte. Er befürchte deshalb ein ähnliches Bauverfahren wie bei der deutschen Tesla-Fabrik: „Dass man einfach drauf los baut, und die Politik das ganze nachträglich abnickt.“

Ein Teil der LNG-Importe würden zudem aus amerikanischem Frackinggas bestehen: „Einer Fördertechnologie, die derart riskant für Mensch, Umwelt und Klima ist, dass wir sie hierzulande untersagen“, so Harms. Dass Argument, das Terminal könne perspektivisch auf CO2-neutrale Wasserstoffderivate umgerüstet werden, glauben Harms und Knof nicht. „Das ist nur ein Feigenblatt, um die LNG-skeptische grüne Basis ruhig zu stellen“, vermutet Harms.

Maßnahmen zum beschleunigten Bau eines LNG-Terminals in Brunsbüttel

21. April 2022:   Noch in der letzten Landtagstagung der Wahlperiode in Schleswig-Holstein soll in der kommenden Woche über eine Änderung des Landeswassergesetzes der Weg für einen zügigen Baustart des geplante Flüssiggas-Terminals in Brunsbüttel geebnet werden. Hier der Entwurf. Nach dem in Brandenburg realisierten „Tesla-Modell“ soll es auch in Schleswig-Holstein möglich gemacht werden, während der Realisierung des Gesamtprojekts einzelne Bauabschnitte nach und nach zu genehmigen. Für Hafenanlagen liegt die Gesetzgebungskompetenz beim Land. 

Dadurch soll mit dem Bau des Hafens bereits begonnen werden, wenn ein Gericht noch nicht über Anfechtungsklagen entschieden hat. Notfalls müsste das fertige Bauwerk rückgebaut werden.

Der Bundesregierung sollen Vorschläge vorgelegt werden, um die Planungs- und Genehmigungsverfahren für das LNG-Terminal noch weiter zu beschleunigen, beispielsweise durch Änderungen im Energiewirtschaftsgesetz, in der Verwaltungsgerichtsordnung oder im Baugesetzbuch.

Genehmigungen werden benötigt für den Hafen, die technischen Anlagen und für eine rund 60 km lange Pipeline vom Hafen ans Erdgasnetz.

Nach Informationen des Projektleiters der Firma Gasunie könnte die Leitung 150 bis 200 Mio. Euro kosten. Der Preis könnte auch wesentlich höher liegen, da sich der Stahlpreis binnen Jahresfrist um 400 Prozent erhöht hat. Außerdem muss die Bahn das Gleisnetz in Brunsbüttel ausbauen. Gefordert wird eine Elektrifizierung der Strecke nach Itzehoe.

Durch eine Festlegung, dass die Gasversorgung von überwiegend öffentlichem Interesse ist, soll das Gesetzesverfahren gestrafft werden. Klagen gegen die Vorhaben können dann nur in einer Instanz – vor einem Verfassungsgericht eingereicht werden. Umwelt-, Natur- und Klimaschützer sind empört darüber: Der Ukraine-Krieg dürfe nicht als Argument gegen Klimaschutz benutzt werden, sagte etwa Norbert Pralow vom BUND Schleswig-Holstein. Der Trick, solche Vorhaben per Gesetz abzusichern, könne in Deutschland funktionieren, sagt Verfassungsrechtler Professor Florian Becker von der Uni Kiel. „Ob das allerdings auch dem europäischen Recht entspricht, muss wohl noch geklärt werden.“

Umweltverbände wie der BUND sehen diese Vorhaben extrem kritisch: Der Bund habe sich nicht hinreichend mit dem Thema Energieeffizienz befasst. „Würde die Bundesregierung die 2,5 Milliarden Euro als Fördermittel für Sanierungen alter Gebäude oder Solaranlagen für Privathaushalte einsetzen, bräuchte man solche Terminals vielleicht gar nicht!“ bemängelte Norbert Pralow vom BUND Schleswig-Holstein. So schwimme das viele Geld einfach weg – ohne dass man Einsparpotentiale überhaupt sehen wolle.

10. April 2022:  Mit mehreren Maßnahmen will Ministerpräsident Günther den Bau des Flüssigerdgas-Terminals in Brunsbüttel beschleunigen. Der Landtag solle noch im April eine Änderung am Landeswassergesetz beschließen. Die Gesetzgebungskompetenz für die Hafenanlagen liege beim Land.

In Häfen, die überwiegend der Energieversorgung oder dem Klimaschutz dienen, sollen damit bereits vor der Planfeststellungsentscheidung erste Baumaßnahmen eingeleitet werden können. Zudem sollen Erforderlichkeit und Bedarf für LNG-Terminals gesetzlich festgelegt werden. Das vereinfache die Entscheidung der Fachbehörden deutlich und erhöhe die Rechtssicherheit, teilte die Landesregierung mit. So könne mit dem Bau auch dann schon begonnen werden, wenn noch Anfechtungsklagen vor Gericht entschieden werden müssten.

Der Bundesregierung will Günther vorschlagen, Änderungen im Energiewirtschaftsgesetz, in der Verwaltungsgerichtsordnung oder im Baugesetzbuch vorzunehmen.

Auch Brunsbüttel will ein schwimmendes LNG-Terminal

5. April 2022:  Neben Hamburg und Wilhelmshaven will sich jetzt auch Brunsbüttel um eines von voraussichtlich drei schwimmenden LNG-Terminals bewerben. Mit deren Hilfe soll möglichst ab dem kommenden Winter ein großer Teil der russischen Gaslieferungen ersetzt werden, meldete die WELT am 4.4.2022. Fachleute bezweifeln die oprimistische zeitliche Einschätzung.

Allein durch die drei geplanten schwimmenden LNG-Terminals könnten nach dem „Fortschrittsbericht Energiesicherheit“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klima rund die Hälfte der russischen Erdgaslieferungen ersetzt werden.

RWE plant ein Ammoniak-Terminal in Brunsbüttel

3. April 2022:  Nur wenige Tage nach der Unterzeichnung einer Absichtserklärung der deutschen Bundesregierung, des niederländischen Gasnetzbetreibers Gasunie und des Energiekonzerns RWE zum Bau eines LNG-Terminals im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel kündigte RWE den Bau eines Ammoniak-Importterminals in unmittelbarer Nähe des geplanten LNG-Terminals an. RWE und die German LNG Terminal GmbH haben eine Vereinbarung in Form eines „Memorandum of Understanding“ abgeschlossen, um damit die Nutzung von Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen zu fördern.

Die Deutsche Umwelthilfe begrüßte die Idee, grünes Ammoniak zu importieren, kritisierte aber die Planung eines weiteren Störfallbetriebs an dem vorgesehenen Standort. Direkt daneben befänden sich links das AKW-Zwischenlager und rechts rechts die große Sondermüll-Verbrennungsanlage Remondis Sava. Beide Terminals seien daher nicht genehmigungsfähig.

Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) rechnet damit, dass das Ammoniak-Importterminal von RWE im Jahr 2026 zeitgleich mit dem LNG-Terminal starten könnte. Das LNG-Terminal soll irgendwann in der zweiten Hälfte der 30er Jahre auf Ammoniak umstellbar sein.

Es stellt sich die Frage, wozu die Bundesregierung ein Terminal zum Import von LNG finanzieren will, wenn schon bei der Eröffnung grüner Wasserstoff per Ammoniak importiert werden kann, mit dem Erdgas ersetzt werden könnte. RWE unterstreicht sogar selbst laut Pressemeldung seinen Anspruch, „als Anteilseigner des LNG-Terminals ein besonderes Augenmerk auf dessen grüne Umrüstung zu legen“.

RWE will Ammoniak sowohl per Pipeline zur direkten Nutzung an Chemieunternehmen verteilen als auch im nächsten Schritt vor Ort grünen Wasserstoff mit Hilfe eines Crackers produzieren.

Auch der produzierte Wasserstoff soll per Pipeline abtransportiert werden. Sollen also jeweils eine Pipeline für das Gas aus dem importierten LNG als auch parallel dazu für den importierten Wasserstoff gebaut werden?

Ab 2026 sollen zunächst jährlich rund 300.000 Tonnen grüner Ammoniak in Deutschland ankommen und an Kunden weiterverteilt werden. Danach ist eine Ausweitung der Ammoniak-Menge auf zwei Millionen Tonnen pro Jahr vorgesehen. Das entspricht etwa 0,35 Mio. Tonnen Wasserstoff pro Jahr. Zum Vergleich: Allein für den deutschen Industriesektor werden 1,7 Mio. Tonnen Wasserstoff pro Jahr bis 2030 benötigt, für den Verkehrssektor 0,8 Mio. Tonnen.

Ein LNG-Terminal in Brunsbüttel soll mit staatlichen Geldern gebaut werden

8. März 2022:  Die Bundesregierung wird sich mit einer finanziellen Einlage der KfW (staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau) von 50 Prozent am geplanten LNG-Terminal in Brunsbüttel beteiligen. 40 Prozent soll der niederländische Gasnetzbetreiber Gasunie halten, der dem niederländischen Staat gehört, die restlichen 10 Prozent hält der deutsche Energiekonzern RWE. Betreiberin des LNG-Terminals soll Gasunie werden.

Zwischen den Gesellschaftern und Geschäftsführung der German LNG Terminal GmbH einerseits sowie der deutschen Bundesregierung andererseits wurden Eckpunkte für die weiteren Planungen vereinbart. Die Vopak LNG Holding B.V. sowie die Oiltanking GmbH, ein Tochterunternehmen der Marquard & Bahls AG, werden spätestens bis Mai 2022 aus der German LNG Terminal GmbH ausscheiden.

Die Projektpartner arbeiten daran, das Projekt so zügig wie möglich umzusetzen. Das im letzten Jahr begonnene Planfeststellungsverfahren soll mit Hochdruck vorangetrieben werden. Das Konsortium des Generalübernehmers (EPC) Cobra/Sener wurde beauftragt, umgehend mit den vorbereitenden Arbeiten zu beginnen. Das LNG-Terminal soll über zwei LNG-Tanks mit einer Kapazität von jeweils 165.000 m³ sowie eine LNG-Regasifizierungsanlage verfügen. Es könnte damit bis zu 8 Mrd. Nm³ Erdgas pro Jahr in das Gasnetz einzuspeisen. Zum Vergleich: Die bisherigen jährlichen deutschen Importe von russischem Gas werden auf rund 140 Mrd. m3 geschätzt.

Perspektivisch sei vorgesehen, das Terminal später für den Import von grünen Wasserstoffderivaten wie Ammoniak umzurüsten. Die KfW betonte, dass das Terminal damit «ein Vorreiter auf dem Weg zu einer klimaneutralen Energiewirtschaft» sei.

Bundeswirtschaftsminister Habeck begrüßte das Projekt: „Es ist völlig klar, dass wir die Energieversorgung klimaneutral machen müssen, den Gasverbrauch konsequent senken müssen und den Ausbau der Erneuerbaren und die Produktion von Wasserstoff mit Hochdruck vorantreiben. Aber wir brauchen für den Übergang Gas. Dabei ist es notwendig, die Abhängigkeit von russischen Importen schnellstens zu verringern; spätestens der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine macht dies zwingend. Mit einem LNG-Terminal in Brunsbüttel erweitern wir die Importmöglichkeiten. LNG-Terminals sind hierfür ein zusätzlicher Bypass. Sie helfen, die Versorgungssicherheit in Deutschland und Europa zu erhöhen. Gleichzeitig planen wir die Umstellung auf grünen Wasserstoff bzw. Wasserstoffderivate von Anfang an mit. Das betrifft auch den Bau der Wasserstoff-Infrastruktur. So stellen wir die Zeichen auf Klimaneutralität und gestalten den Übergang.“

Es brauche jetzt „Tesla-Geschwindigkeit“, um unabhängig von Russland zu werden, so Habeck. Die deutsche „Schlafmützigkeit und Bräsigkeit“, sagt er in Kiel, müsse man jetzt abschütteln.

Selbst wenn es eine Ausnahmegenehmigung geben sollte, erwarten Experten die ersten Gaslieferungen über dieses Terminal erst 2027. Ministerpräsident Günther (CDU) rechnete mit einer Bauzeit von etwa drei Jahren. Sein Ziel sei es, dass das Terminal 2026 steht und einsatzbereit ist. Sein Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) hingegen schätzte am 5. März 2022 die Bauphase auf vier bis fünf Jahre.

Die Betreibergesellschaft müsste nicht nur eine Genehmigung einholen, sondern gleich drei: „Eine für die Hafenanlagen, eine für das Terminal selbst, und eine für die Pipeline zum Gasnetz.“ Allein das Genehmigungsverfahren würde etwa zwei Jahre dauern.

Der Genehmigungsprozess könnte verkürzt werden, wenn der Bau des Terminals vom Bundestag beschlossen würde. „Gegen ein Gesetz könnten Einzelpersonen nur in Ausnahmefällen vor dem Bundesverfassungsgericht Beschwerde einlegen“, meint der Kieler Rechtswissenschaftler Florian Becker. Die aufwendigen Voraussetzungen wie Bürgerbeteiligung oder das Einhalten von EU-Auflagen blieben aber trotzdem bestehen. „Insofern ist es offen, ob das wirklich schneller geht.“

Dass sich die Bundesregierung mit einem Anteil von 50 Prozent am geplanten LNG-Terminal Brunsbüttel beteiligen will, wurde am 5. März 2022 bekannt. Nach dpa-Informationen soll allein diese Beteiligung die deutschen Steuerzahlerinnen und -zahler  500 Mio. Euro kosten. Eine entsprechende Absichtserklärung  wurde von der KfW, Gasunie und RWE unterzeichnet. Mehr dazu hier.

Als Kosten eines LNG-Terminals in Brunsbüttel wurden zunächst meist 450 Mio. € genannt. Mittlerweile wurden aber die Anforderung an das Terminal immer weiter nach oben geschraubt. Das Terminal soll jetzt angeblich auch flüssigen Wasserstoff oder auch flüssiges Ammoniak verarbeiten können. Mit dieser multifunktionalen Verwendung sollen angeblich Klimaschützer besänftigt werden. Aus 500 Mio. € für einen Anteil der KfW von 50 Prozent ergäben Kosten von 1000 Mio. €.

Während Habeck, wie oben zitiert, ankündigte, die Umstellung auf grünen Wasserstoff bzw. Wasserstoffderivate werde von Anfang an mitgeplant, wird in dem Papier eine Umrüstung auf Ammoniak nur als „grundsätzlich realisierbar“ bezeichnet: „Eine Umrüstung der bestehenden Anlage auf das Wasserstoffderivat Ammoniak, dessen Wasserstoffmoleküle durch sog. Cracking zugänglich gemacht werden können, ist grundsätzlich realisierbar.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz veröffentlichte am 6. März 2022 ein umfangreiches Papier mit zehn Fragen und Antworten zu LNG-Terminals. Darin wird erklärt, der Aufbau eines LNG-Terminals wie des in Brunsbüttel geplanten Terminals würde etwa 3 bis 3,5 Jahre dauern. Zuvor müssten verschiedene Genehmigungen eingeholt werden. Durch Klagen können Verzögerungen hinzukommen.

Einen ersten Großkunden für importiertes LNG hat die Betreibergesellschaft im Konzern Shell gefunden. Eine Absichtserklärung sieht die Buchung eines substanziellen Teils der Kapazität des Terminals in Brunsbüttel für den Import von LNG vor.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hält ein Terminal an diesem Standort für nicht genehmigungsfähig. Der Standort in Brunsbüttel ist wegen der Nähe zu Atomanlagen besonders problematisch. Zwei geplante Tanks zur Speicherung von LNG sollen netto je 165.000 Kubikmeter LNG fassen. Weitere technische Einzelheiten finden sich im Gutachten der DUH zur Frage der störfallrechtlichen Zulässigkeit dieses Terminals.

Die naheliegende Frage, ob es nicht besser wäre, gleich ein Import-Terminal für Wasserstoff oder dessen Derivate in Brunsbüttel zu bauen, wird leider in diesem Papier nicht gestellt.

In einem Offenen Brief vom 7. März 2022 forderten zahlreiche Umweltverbände, es dürfe keine staatlichen Garantien für den Bau von LNGTerminals geben. „Die öffentliche Förderung muss sich auf den Aufbau von Wasserstofftransport und Importinfrastrukturen, sowie Wasserstofferzeugung konzentrieren.“

Schon am 19. Januar 2022 hatten zahlreiche Umweltverbände die Fraktionsspitzen im Landtag von Schleswig-Holstein in einem Offenen Brief aufgefordert: „Ergreifen Sie jetzt die Chance – keine staatliche Unterstützung für fossile LNG-Pläne und Fracking-Gasimporte in der nächsten Landesregierung!“

LNG-Terminal Brunsbüttel dank Invasion russischer Truppen in der Ukraine?

28. Februar 2022:   Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte nach der Invasion Russlands in die Ukraine in einer Regierungserklärung an: „… und schließlich haben wir die Entscheidung getroffen, zwei Flüssiggas-Terminals – LNG-Terminals – in Brunsbüttel und Wilhelmshaven schnell zu bauen. Bundeswirtschaftsminister Habeck möchte ich für seinen Einsatz dabei ganz ausdrücklich danken. … Ein LNG-Terminal, in dem wir heute Gas ankommen lassen, kann morgen auch grünen Wasserstoff aufnehmen.“

Sehr widersprüchlich sind Angaben zur Frage, wie schnell neue LNG-Terminals russisches Erdgas ersetzen könnten:

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Günther (CDU)  „LNG ist eine kurzfristige Alternative zu russischem Erdgas„. Flüssiggas-Terminals seien gut geeignet, einen möglichen Ausfall von Erdgaslieferungen aus Russland kurzfristig zu kompensieren. „Und wenn der Bau beschleunigt wird, und wenn alles rund um die Infrastruktur geklärt ist, dann ist das in der Tat etwas, was uns sehr, sehr schnell helfen kann.“

CDU-Fraktionschef Koch betonte dagegen, unter realistischen Annahmen sei erst in vier bis fünf Jahren mit der Fertigstellung zu rechnen. „Es braucht ein Beschleunigungsgesetz des Bundes, mit dem die weiteren Planungs-, Genehmigungs- und Vergabeverfahren radikal verkürzt werden“, sagte Koch der dpa. „Das finanzielle Risiko des Investoren-Konsortiums sollte durch Bürgschaften des Bundes weitgehend reduziert werden, damit weitere Bauverzögerungen aus betriebswirtschaftlichen Gründen ebenfalls ausgeschlossen sind.“

Wirtschaftsminister Buchholz (FDP) brachte eine Staatsbeteiligung am Betreiberkonsortium des in Brunsbüttel geplanten LNG-Terminals ins Gespräch. „Auch wenn ich sonst angesichts vieler rentabler LNG-Terminals weltweit nicht viel von staatlichem Unternehmertum halte, scheint es mir in der jetzigen Ausnahmesituation ebenso geboten wie eine forcierte Beschleunigung sämtlicher Genehmigungsverfahren“, so Buchholz. Der Bund müsse die sonst oft jahrelangen Genehmigungsverfahren drastisch abkürzen.

Er schlug vor, per Gesetzesänderung für eine sofortige Vollziehbarkeit des Baurechts zu sorgen. Das Planfeststellungsverfahren könne auf eine Klageinstanz reduziert werden. Mit Bundesbürgschaften allein, wie sie CDU-Landtagsfraktionschef Tobias Koch ins Spiel gebracht hat, sei es nicht getan. Die Unternehmen bräuchten eine dauerhafte wirtschaftliche Perspektive für die Nutzung von Flüssiggas in Deutschland.

Neben dem in Brunsbüttel geplanten LNG-Terminal steht nicht nur das kürzlich abgeschaltete Kernkraftwerk, sondern auch die Zwischenlagerhalle mit hochradioaktivem Atommüll aus diesem KKW. Dieses Lager verfügt aufgrund von Mängeln derzeit nicht einmal über eine ausreichende Atomrechtliche Genehmigung. Vor allem aber: Ein hochexplosives Terminal, das bei einem Unfall halb Brunsbüttel wegfegen könnte, würde wahrscheinlich auch das Zwischenlager zerstören.

LNG-Terminal Brunsbüttel weiter in die Ferne gerückt?

15. Februar 2022:   Noch am 13.2.2022 hatten viele Medien gemeldet, der geplante Bau und Betrieb eines Terminals für Flüssigerdgas (LNG) im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel rücke weiter in die Ferne. Rund vier Jahre nach Präsentation des Vorhabens gebe es noch keinen Termin für eine endgültige Investitionsentscheidung, so eine Sprecherin des Projektträgers German LNG Terminal GmbH gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Kurz vorher hatte Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klima, seine Unterstützung für den Bau von LNG-Terminals in Brunsbüttel und Stade signalisiert. In Schwerin sprach er am 14.2.2022 davon, für die Übergangszeit bei der Energiewende könne die Versorgungssicherheit auch durch den möglichen Bau eigener Terminals für das Flüssiggas LNG gesichert werden. Das passt nicht zu den Fristen für die Inbetriebnahme solcher Terminals und nicht zu Forderungen nach zwanzigjährigen Betriebszeiten.

Ursprünglich sollte das Importterminal in Brunsbüttel Ende 2022 in Betrieb genommen werden. Ein Antrag auf Planfeststellung für die Errichtung eines Hafens zum Umschlag von LNG wurde aber erst Ende Juni 2021 gestellt. German LNG schrieb damals von einem wichtigen Schritt nicht nur „zur Realisierung des LNG Terminals in Brunsbüttel, sondern auch zum Aufbau einer Infrastruktur für die Versorgung mit zunehmend klimaneutralen Energieträgern und Kraftstoffen.“ Für die landseitige LNG-Lagerung ist zudem ein Verfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz nötig.

Dem Kieler Wirtschaftsminister Buchholz (FDP) zufolge liegen allerdings „noch nicht alle Unterlagen richtig“ vor. Daher heißt es in seinem Ministerium in Kiel, eine Genehmigung könnte aus heutiger Sicht frühestens im Herbst 2023 erfolgen. Eine Bauzeit von rund drei Jahren unterstellt, wäre eine Inbetriebnahme frühestens Ende 2026 denkbar – unter der Voraussetzung, dass Klagen von Umweltverbänden das Projekt nicht weiter verzögern. Rechtliche Schritte könnten beispielsweise von der Deutschen Umwelthilfe eingeleitet werden, die bereits 2019 deutlich gemacht hat, dass sie das Projekt als Ansiedlung eines „Störfallbetriebs“ nicht für genehmigungsfähig hält.

In Kiel ist das Brunsbütteler Projekt als „nationales LNG-Terminal“ Bestandteil des Koalitionsvertrags von CDU, Grünen und FDP. Allerdings endet die Amtszeit der Regierung bald. Schleswig-Holstein wählt am 8. Mai 2022 einen neuen Landtag.

Mehr über das Verhalten der Grünen vor dieser Wahl hier.

Ende der aktiven Beteiligung von Vopak

Die Projektgesellschaft für das geplante LNG-Terminal in Brunsbüttel, die German LNG Terminal GmbH, wird von drei Unternehmen getragen: dem Gasnetzbetreiber Gasunie, dem Tanklagerspezialisten Vopak aus den Niederlanden und der Oiltanking GmbH, einer Tochter der Hamburger Marquard & Bahls AG, Hamburg.

Mehrere Widrigkeiten hatten einen der drei Geldgebern bereits dazu veranlasst, seine Investition abzuschreiben. Das Unternehmen Vopak entschied im Herbst „nach einer strategischen Überprüfung“, die „aktive Beteiligung an dem deutschen LNG-Projekt“ einzustellen, was bei Vopak zu einem außerordentlichen Verlust von 11,1 Millionen Euro führte. Die finanzielle Beteiligung bleibe aber bestehen, „während die aktive personelle Beteiligung nicht fortgesetzt wird“.

Dann stoppte die Stadt Brunsbüttel ein Verfahren zur Änderung des Bebauungsplans.

Als Baukosten für ein LNG-Terminal in Brunsbüttel werden rund 500 Millionen Euro angegeben.

Für die Anbindung an das Erdgasnetz müsste noch eine 65 Kilometer lange Pipeline gebaut werden – gegen den angekündigten Widerstand von Anliegern.

Hier ein Steckbrief der Deutschen Umwelthilfe zum LNG-Terminal-Projekt Brunsbüttel vom Juli 2021.

Hier zu Protestaktionen von „Ende Gelände“ am 31. Juli 2021 gegen die Planung eines LNG-Terminals in Brunsbüttel und gegen unterstützende Unternehmen wie den Düngemittelproduzenten Yara, die Erdöl- und Chemiefabrik Sasol und den Kunststoffhersteller Covestro.