Der Hamburger Energietisch

Für die Energiewende in Hamburg

LNG-Terminal in Hamburg?

Allgemeine Informationen zu verflüssigtem Erdgas und zu LNG-Terminals finden sich hier.


Kein LNG-Terminal in Hamburg

16. Dezember 2022:  In einem internen, nicht veröffentlichten Bericht räumte das deutsche Wirtschafts- und Klimaministerium ein, dass die in Deutschland geplanten LNG-Terminals zu großen Überkapazitäten führen werden. Der Haushaltsausschuss habe darum bereits die Gelder für eins der Terminals gesperrt. Das Ministerium glaubt nicht mehr an das geplante kleinere Terminal in Hamburg. Hiervon berichtete Malte Kreuzfeld auf der Plattform TABLE.MEDIA am 15.12.2022.

Die naheliegende Schlussfolgerung, die Zahl der schwimmenden Terminals zu begrenzen und auf die fest installierten Terminals komplett zu verzichten, diskutierte der Bericht des BMWK nicht. Gewisse Abstriche sind aber bereits erkennbar: Für das sechste Terminal mit staatlicher Beteiligung, das in Hamburg vorgesehen war, sehe man „derzeit keine realistische Option auf Inbetriebnahme“, hieß es offiziell „aufgrund von Leitungsengpässen“.

Der NDR 90,3 bestätigte am 16.12.2022, dass Hamburg nun auch kein kleines schwimmendes LNG-Terminal zur Anlandung von verflüssigtem Erdgas bekommen soll. Nachdem die große Variante bereits vor Wochen verworfen worden war, hielt die Umweltbehörde bis zuletzt an einer kleineren Lösung fest. Umweltsenator Kerstan (Grüne) setzte beim Bund sogar durch, dass dieser einen Großteil der Kosten übernehmen sollte.

Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagte nun, es gebe bereits genügend Standorte und die Gasleitungen könnten zusätzliches Gas, das in Hamburg eingespeist würde, nicht mehr aufnehmen.

„Ein LNG-Terminal in Hamburg ist somit nicht mehr notwendig“, sagte Kerstan zur MOPO.

Gunther Bonz, Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, meinte, die Stadt sollte sich jetzt verstärkt auf „grünen“ Wasserstoff und Ammoniak als Energieträger konzentrieren.


Ein kleineres schwimmendes LNG-Terminal in Hamburg?

19. November 2022:  Hamburg soll nun doch ein schwimmendes LNG-Terminal bekommen. Im Sommer 2023 soll die LNG-Plattform bei Moorburg in Betrieb gehen, aber nur für ein Jahr stationiert werden. Umweltsenator Kerstan einigte sich mit Minister Habeck über die Finanzierung. Demnach zieht der Bund seine Forderungen zur finanziellen Beteiligung Hamburgs an den Infrastrukturkosten, der Charter und am Betrieb der schwimmenden Plattform zurück und übernimmt diese zu 100 Prozent. Hamburg trägt im Gegenzug die bisher aufgelaufenen Kosten zur Prüfung der Realisierung dieser Anlage.

Der Vorteil der kleineren Lösung: Da die Lagerstätte für das Flüssigerdgas wegfällt und die Versorgungsschiffe auch wesentlich kleiner ausfallen, kann der Sicherheitskreis um die Anlage, in dem andere Betriebe behindert würden, deutlich verkleinert werden. Eine Sperrung der Süderelbe während des Betankungsvorgangs ist nicht mehr notwendig. Auch sind keine umfangreichen Ausbaggerungen für die Liegeplätze an der Kaikante von Moorburg notwendig. Von Nachteil ist, dass die kleinere LNG-Plattform keine eigene Wärmequelle hat, um das flüssige Erdgas in gasförmiges umzuwandeln.

Der Hamburger Senat machte in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage des Bürgerschaftsabgeordneten Stephan Jersch (LINKE) Angaben zur Planung des kleineren schwimmenden LNG-Terminals in Hamburg, nachdem zuvor ein großes LNG-Terminal mit einem Speichervolumen von circa 170.000 m³ LNG gestrichen worden war (Bürgerschaftsdrucksache 22/9862 vom 11.11.2022).

Aktuell wird im Auftrag des Bundes für Hamburg der Einsatz eines FSRU mit einem Speichervolumen von 28.000 m³ geprüft. Die Erdgas-Ausspeisekapazität soll bis zu 4 Milliarden Kubikmeter pro Jahr betragen. Die Zubringerschiffe (Feederschiffe) für die Anlieferung von LNG sollen Tankvolumina zwischen 19.000 und 75.000 m³ haben, abhängig von der Verfügbarkeit und der Konstellation des Liegeplatzes. Der Senat rechnet damit, dass die Anlage ab dem dritten Quartal 2023 Erdgas ins Netz einspeisen kann.

Zurzeit ist geplant, dass die Feederschiffe direkt aus dem in Brunsbüttel liegenden FSRU betankt werden. Zuvor müssen aber noch alle Sicherheitsprüfungen abgeschlossen werden. Außerdem die Frage einer ausreichenden Wärmeversorgung, um auch im Winter flüssiges in gasförmiges Erdgas umwandeln zu können. Hierfür wird der Einsatz von mobilen Heizkesseln auf Mietbasis geprüft. Der Einsatz von Bioziden in dem zum Aufwärmen des LNG verwendeten Wasser ist nicht vorgesehen.

Aus für ein großes schwimmendes LNG-Terminal in Hamburg

8. Oktober 2022: Das von Bürgermeister Tschentscher (SPD) und Umweltsenator Kerstan (Grüne) vorangetriebene Projekt, ein schwimmendes Flüssigerdgas-Terminal im Hamburger Hafen errichten zu lassen, wurde gestoppt. Wie der NDR berichtete, sind Hafenwirtschaft und Umweltschützer erleichtert.

Als Begründungen für die Beendigung wurden genannt:

  1. Für die geplante schwimmende Plattform im Stadtteil Moorburg hätte man Unmengen von Schlick wegbaggern müssen. Der Bund lehnte das ab.
  2. Weite Teile des südlichen Hafens wären zumindest zeitweise abgeschnitten gewesen, weil Schiffe nicht mehr an der Plattform nebst Tanker vorbei gekommen wären. Die Süderelbe hätte zweimal pro Woche für 24 bis 48 Stunden für den Schiffsverkehr gesperrt werden müssen, immer dann wenn ein Betankungsschiff mit frischem LNG am schwimmenden Terminal festgemacht hätte. So lange dauert der Entladevorgang. Unternehmen – zum Beispiel eine Raffinerie – hätten wahrscheinlich dagegen geklagt.

Laut Hamburger Abendblatt vom 7.10.2022 wollte zum einen Tschentscher einen Beitrag Hamburgs zur Sicherung der Energie in Deutschland leisten. Zum anderen fehlt Erdgas für das  Gas- und Dampfkraftwerk in Hamburg-Dradenau, das Kerstan bauen lässt. Dieses könne nur in Betrieb gehen, wenn seine Gasversorgung sichergestellt ist.

Hamburg will nun eine deutlich kleinere Lösung anbieten: Flüssigerdgas könnte mit Feederschiffen von Brunsbüttel nach Hamburg gebracht werden. Die Entladung soll weiterhin in Moorburg erfolgen, weil dort eine direkte Anbindung an das öffentliche Erdgasnetz vorhanden ist. Da dieses kleinere LNG-Terminal keine eigenen Heizkessel an Bord hätte, wäre für den Betrieb in den Wintermonaten eine Wärmeversorgung von Land aus notwendig. Die technischen Optionen hierzu werden nach Abendblatt-Recherchen von einem behördenübergreifenden Projektteam unter Leitung der Hamburger Energiewerke geprüft. Offenbar zweifelt man an einem erfolgreichen Bau der geplanten Erdgas-Pipeline von Brunsbüttel nach Hetlingen bei Wedel (LNG ETL 180), die im Herbst 2023 mit einer Kapazität von 10 Mrd. m³ in Betrieb genommen werden soll.

Die Hafenwirtschaft hatte schon früh Bedenken gegen das Vorhaben angemeldet. Auch Umweltverbände begrüßten den Stopp der Pläne. Malte Siegert vom NABU sagte, Hamburg solle sich lieber auf seine Pläne für „grünen“ Wasserstoff konzentrieren. Eine große Anlage zur Erzeugung ist in Moorburg geplant. Erleichtert zeigte sich Stephan Jersch von der Partei DIE LINKE. Er sprach von einem Gewinn für die Energiewende und die Umwelt, aber auch für Hafenbetriebe. Er kritisierte, dass die Stadt überhaupt so lange an den Plänen festgehalten habe. Man hätte alles vorher wissen können. Das Hickhack um das Terminal hätte unnötig personelle Ressourcen gebunden, die besser hätten eingesetzt werden können.

Gutachten zu FSRU in Hamburg fertig, aber es gibt noch offene Fragen

4. Oktober 2022:  Laut Hamburger Umweltbehörde ist das Gutachten zur Frage eines schwimmenden LNG-Terminals in Hamburg fertig. Es gibt aber noch offene Fragen.

Nach Informationen von NDR 90,3 gibt es immer größere Schwierigkeiten. Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes hat Bedenken, Schlick vom geplanten Liegeplatz in Moorburg abzunehmen. Mindestens 500.000 Kubikmeter Schlick müssten in Moorburg weggebaggert werden, damit dort ein schwimmendes LNG-Importterminal festmachen kann. Hamburg hat aber schon genug Probleme, den normalerweise anfallenden Schlick loszuwerden. Umweltsenator Kerstan (Grüne) hatte sich deshalb mit der Bitte um Hilfe an den Bund gewandt. Vergeblich. Das zuständige Wasserschifffahrtsamt hat Bedenken, dass der in der Elbmündung verklappte Schlick wieder fortgespült wird und die Fahrrinne versanden lässt, so eine Sprecherin der Umweltbehörde. Jetzt suche man nach Alternativen.

Das ist aber offenbar bei weitem nicht das einzige Problem. Die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority hat in Kerstans Auftrag ein Gutachten erstellt, wie sich der LNG-Umschlag auf den übrigen Hafenbetrieb auswirken würde. Unternehmen befürchten unter anderem, dass die Süderelbe für mehrere Tage pro Woche gesperrt werden müsste.

Kerstan bittet Habeck um Hilfe für ein schwimmendes LNG-Terminal in Hamburg

13. September 2022: Wie zu erwarten sind in Hamburg die Schwierigkeiten für die Errichtung eines schwimmenden LNG-Terminals ziemlich groß. Nach einem Bericht des „Hamburger Abendblatts“ bittet nun Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) den Bund um Hilfe.

Nach Berichten des ndr und des Hamburger Abendblatts hat Umweltsenator Kerstan in einem Brief an Wirtschaftsminister Habeck fünf zentrale Punkte aufgezählt, die den Bau eines schwimmenden LNG-Terminals in Hamburg-Moorburg behindern.

Erstens findet Hamburg keinen Betreiber. Zweitens müssten in Moorburg mindestens 500.000 Kubikmeter Schlick weggebaggert werden. Drittens sollte der Bund Kosten im zweistelligen Millionenbereich für Planung und Bau übernehmen. Viertens: Weiter stromauf gelegene Hafenbetriebe wie etwa eine Raffinerie wären zeitweise abgeschnitten, denn die Süderelbe müsste zeitweise gesperrt werden. Fünftens: Kerstan rechnet mit Klagen von Hafenunternehmen und will deshalb, dass der Bund das Risiko trägt.

Damit das Terminal im nächsten Frühjahr in Betrieb gehen könnte, müssten diese offenen Punkte bereits in den kommenden Wochen geklärt werden. Das Projekt eines LNG-Importterminals sorgt seit Monaten immer wieder für Streit im Senat. Bürgermeister Tschentscher (SPD) und Umweltsenator Kerstan haben sich mehrfach dafür ausgesprochen. Wirtschaftssenator Westhagemann (parteilos) hat wie die Hafenwirtschaft dagegen schon früh starke Bedenken geäußert.

In Moorburg sollte auch eine Anlage entstehen, die „grünen Wasserstoff“ mit erneuerbarem Strom produziert. Wenn nun im kommenden Jahr ein Flüssigerdgas-Terminal an der gleichen Stelle liegen würde, könnte sich die Wasserstoffanlage deutlich verzögern.

Die Bundesregierung unterstützt bereits fünf FSRU-Projekte finanziell, zwei in Wilhelmshaven und je eines in Brunsbüttel, in Stade und in Lubmin. Dazu kommt noch ein privates Projekt in Lubmin. Im Vergleich dazu stehen für Hamburg die Chancen wohl nicht besonders gut.

Während die Opposition ein FSRU in Hamburg vor dem Aus sieht, hat sich Kerstan nach eigenen Angaben mit Bundeswirtschaftsminister Habeck darauf verständigt, dass ein weiteres Gutachten abgewartet wird zur Frage, wie sich ein Flüssigerdgas-Terminal mit dem übrigen Hafen verträgt. Das Gutachten soll bis Ende des Monats fertig sein.

Hamburgs Erster Bürgermeister Tschentscher (SPD) will mit einer Entscheidung ebenfalls abwarten, bis in einigen Wochen ein Gutachten fertig sein wird, aus dem hervorgeht, wie sich der Flüssigerdgas-Umschlag in Moorburg mit dem übrigen Verkehr und dem Umschlag im Hamburger Hafen verträgt.

Inbetriebnahme des Kraftwerks Moorburg statt eines schwimmenden LNG-Terminals?

8. August 2022:  Die FDP drängt weiter auf eine Inbetriebnahme des stillgelegten Kraftwerks Moorburg, obwohl dieses nicht auf der Reserveliste des Bundes steht und wie geplant Schritt für Schritt zurückgebaut wird. Tschentscher habe um eine erneute Rücksprache mit dem Bund gebeten, weil er nach wie vor mit dem Thema konfrontiert werde und ihn die Diskussionen auch im Senat beschäftigten.

Daraufhin habe Habeck die Moorburg-Frage „noch einmal geprüft“ – und wenig später schriftlich bestätigt, dass die Anlage weiter nicht vom „Gesetz zur Bereithaltung von Ersatzkraftwerken“ betroffen sei. Weder der Bürgermeister noch der Bundeswirtschaftsminister hätten den Wunsch geäußert, Moorburg wieder in Betrieb zu nehmen. Die Causa sei solange vom Tisch, bis neue Sachverhalte vorlägen, so die Senatslinie.

Die anhaltende Debatte über das Kraftwerk nimmt der FDP-Landesvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Michael Kruse zum Anlass, die Energiepolitik des Hamburger Senats grundsätzlich zu kritisieren. Diese sei „weder erfolgreich noch konzeptionell gut durchdacht“. Demnach habe die Hansestadt bei der Standortauswahl für ein schwimmendes LNG-Terminal deshalb den Kürzeren gezogen, weil Rot-Grün nicht mit einer Stimme gesprochen habe. „Während Hamburgs Wirtschaft und Haushalte Erdgas dringend brauchen, diskutiert der Senat öffentlich, ob denn überhaupt ein Versorgungsschiff im Hamburger Hafen liegen sollte“, sagt Kruse und bezeichnet das Verhalten „angesichts des Umstands, dass für Wilhelmshaven bereits ein zweites Schiff diskutiert wird, als unprofessionell“.

Kruse im Hinblick auf das im Bau befindliche GuD-Heizkraftwerk in Dradenau: „In Zeiten explodierender Gaspreise und drohender Gasknappheit ein Gaskraftwerk für die Fernwärme des Hamburger Westens zu bauen, kann bestenfalls als aus der Zeit gefallen betrachtet werden.“ Der Business-Case dieses Kraftwerks sei mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine in sich zusammengefallen. Kruses Schlussfolgerung lautet: „Genau wie die Bundespolitik muss der Senat nun mit den energiepolitischen Wunschträumen des letzten Jahrzehnts aufräumen“.

31. Juli 2022:  Der Hamburger Wirtschaftssenator Westhagemann kritisierte das Projekt eines schwimmenden LNG-Terminals in Hamburg von Beginn an, zunächst hinter den Kulissen, dann auch öffentlich. Ein LNG-Terminal mitten im Hamburger Hafen werde dessen Betrieb in unvertretbarer Weise beeinträchtigen. Zudem sei unklar, wohin 500.000 bis 700.000 Kubikmeter Baggergut gebracht werden sollten, die bei der Vertiefung des nötigen Liegeplatzes anfallen würden.

Der Wirtschaftssenator regte an, einen temporären Weiterbetrieb des stillgelegten Steinkohlekraftwerks Moorburg zu diskutieren, um die Energieversorgung der Hamburger Wirtschaft besser abzusichern – für den Fall, dass russisches Erdgas längerfristig nicht mehr oder nicht mehr zuverlässig geliefert werde.

Da Vattenfall das Kraftwerk nicht reaktivieren möchte, könne man auch einen anderen Betreiber erwägen, „bis hin zu einem Eingreifen des Bundes“. Kerstan konterte scharf und persönlich: „Eine Wiederinbetriebnahme der Anlage würde technisch und mit Blick auf die hohen Kosten einem Neubau gleichkommen und ist damit ausgeschlossen. Das sollte Senator Westhagemann eigentlich wissen.“

Wesentliche Komponenten seien bereits aus dem Kraftwerk ausgebaut oder technisch funktionsunfähig gemacht worden. Das hochqualifizierte, auf dem Arbeitsmarkt schwer zu findende, Personal sei nicht mehr vorhanden. Eine Wiederinbetriebnahme der Anlage würde technisch und mit Blick auf die hohen Kosten einem Neubau gleichkommen und sei damit ausgeschlossen, so Kerstan.

Die Entscheidung des Senats soll nach dem Vorliegen eines „durchgeprüften Ergebnisses“ fallen.

Das BMWK sieht kein schwimmendes LNG-Terminal für Hamburg vor. Hamburg plant dennoch weiter.

20. Juli 2022:  Am 19.7.2022 wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klima mitgeteilt, dass die schwimmenden LNG-Terminals (FSRU) Nummer 3 und 4 in Stade und in Lubmin installiert werden sollen. Für vier FSRU hat das BMWK LNG-Schiffe gemietet. In Lubmin ist zusätzlich ein privates fünftes schwimmendes LNG-Terminal geplant.

Dennoch plant Hamburg weiter die Errichtung eines eigenen schwimmenden LNG-Terminals im Hafen. Nach Bürgermeister Tschentscher sind allerdings die nautischen Bedingungen im Hafen schwierig. Konkret geht es laut BUKEA-Staatsrat Pollmann vor allem um die von der Hafenbehörde HPA aufgeworfene Frage, welche Auswirkungen ein Terminal auf die Schifffahrt haben könnte.

Eine bisher zu wenig beachtete Frage ist, ob im nächsten Jahr für nun schon 6 schwimmenden LNG-Terminals an der deutschen Nordseeküste überhaupt genügend LNG beschafft werden kann bzw. wo dann dringend benötigtes Erdgas fehlen würde wie beispielsweise in Pakistan.

Umfangreiche Prüfungen eines schwimmenden LNG-Terminals in Hamburg

15. Juli 2022:  Wahrscheinlich wird erst Mitte September 2022 feststehen, ob Hamburg für ein schwimmendes Flüssiggas-Terminal geeignet ist, heißt es laut einem Bericht des NDR aus der Umweltbehörde.

In Beantwortung einer Kleinen Anfrage der CDU erklärte der Senat, die zuständigen Behörden und die beteiligten öffentlichen Unternehmen führten momentan Vorprüfungen im Rahmen einer Machbarkeitsstudie durch. Hierbei seien im Wesentlichen wasserbauliche und nautische Belange sowie Baugrunderkundungen, Anschluss von Leitungen und vor allem eine Gefährdungsabschätzung zu berücksichtigen.

Die Prüfung des Standorts Moorburg hat bis dato ergeben, dass es noch weitere Gespräche hinsichtlich der Herstellung und Unterhaltung der Wassertiefe sowie der Sicherung des Liegeplatzes während des Umschlags geben müsse. Mögliche Beeinträchtigungen der Elbschifffahrt und der Realisierung der Nachnutzung des Kraftwerkstandorts Moorburg seien ebenfalls Gegenstand der Prüfungen.

Neben Moorburg wird auch der benachbarte Standort Kattwykhafen geprüft. An beiden Liegeplätzen wird eine Vertiefung erforderlich sein. Zudem sind die Randbedingungen der Liegeplätze bezüglich benachbarter Betriebe, Anlagensicherheit und sonstiger Hafen-Infrastruktur zu berücksichtigen.

Die aktuellen Prüfungen gehen von einem frühestmöglichen Betrieb ab Mai 2023 aus. Hamburg plant eine temporäre Betriebsdauer von zwei bis drei Jahren ein.

Senator Kerstan: Früher gegen den Import von LNG, jetzt eifrig dafür

2. Juli 2022:  Nach Informationen der WELT vom 1. Juli 2022 wird in Hamburg geprüft, ob ein Liegeplatz für eine schwimmendes LNG-Terminal vor dem abgeschalteten, aber noch ans Gasnetz angeschlossenen Kohlekraftwerk Moorburg mit verantwortbarem Aufwand so ausgebaggert werden kann, dass hier andockende LNG-Transportschiffe im Notfall auch bei Ebbe wieder ablegen könnten. Als Alternative wird ein Standort im gegenüberliegenden Kattwyk-Hafen geprüft.

Eine Entscheidung soll Ende Juli fallen. Frühester Start wäre in Hamburg aber erst Mitte 2023, fast ein Jahr nach der erwarteten, womöglich endgültigen Abschaltung der immer noch wichtigsten Gasversorgungsleitung Nord Stream 1 durch Russland.

21. Juni 2022:  Ende Juli 2022 könne grob gesagt werden, ob ein schwimmendes Flüssigerdgas-Terminal in Hamburg gehe oder nicht. Der Standort an sich sei gut geeignet, weil nur etwa 300 Meter Leitungen gebaut werden müssten. Es könnten am Ende aber doch noch unüberwindbare Hindernisse auftauchen. „Alle Ergebnisse der Prüfungen, die wir jetzt machen, werden im Detail im Oktober vorliegen“, sagte Kerstan. Dann könne endgültig entschieden werden. Das berichtete die SZ am 20. Juni 2022.

Der Geschäftsführer der Hamburger Energiewerke Heine ergänzte, derzeit würden die Standorte Moorburg und Kattwyk-Hafen geprüft. Sollte einer der beiden tatsächlich ausgewählt werden, könnte das erste Flüssiggas im ersten Quartal 2023 gelöscht werden. Er betonte, das Terminal solle maximal zwei bis drei Jahre in Betrieb sein. 

Da sich zuvor aber bereits die Bundesnetzagentur für ein schwimmendes Flüssigerdgas-Terminal vor Lubmin an der Küste von Mecklenburg-Vorpommern ausgesprochen hat, Bundeskanzler Scholz diesem Projekt gute Chancen eingeräumt hat und mit Wilhelmshaven und Brunsbüttel zwei der bis zu vier geplanten FRSU schon feststehen, ist es fraglich, ob Hamburg überhaupt noch Aussichten auf ein Flüssigerdgas-Terminal hat.

Für Lubmin spricht aus Sicht der Bundesnetzagentur, dass von hier aus ausreichend Gas von den Küsten nach Süddeutschland gebracht werden könne. Die Hinterland-Anbindung an das Pipeline-System wäre jedenfalls wegen der Nord-Stream-Infrastruktur vorhanden.

3. Juni 2022:  Das Hamburger Abendblatt meldete am 25.5.2022: „Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Umwelt- und Energiesenator Jens Kerstan (Grüne) wollen eine schnelle Realisierung“ eines schwimmenden LNG-Terminals in Hamburg. „Sie sehen in einem schwimmenden LNG-Terminal einen wichtigen Beitrag zur Sicherstellung der Gasversorgung im Norden. … Umweltsenator Kerstan, der den Einsatz von LNG in der Vergangenheit immer ablehnte und der Technologie sehr skeptisch gegenüberstand, hat ein zusätzliches Problem: Er muss die Fernwärmeversorgung Tausender Hamburger Haushalte für den kommenden Winter sicherstellen. Das mit Steinkohle befeuerte Heizkraftwerk in Wedel ist völlig veraltet und sollte schon vor Jahren abgeschaltet werden. … Das weniger klimaschädliche Gas- und Dampf-Kraftwerk (GUD) auf der Dradenau soll die Fernwärmeversorgung sicherstellen, benötigt dazu aber dringend Gas.“

Allerdings wird das neue Erdgas-Heizkraftwerk in Dradenau, das das HKW Wedel ablösen soll, frühestens 2025 in Betrieb gehen. Das bestehende Gas-Heizkraftwerk in Tiefstack hat nur etwa 40 % der Leistung des Kohle-Heizkraftwerks in Tiefstack. Und schon Anfang März 2022 wurde von Wirtschaftsminister Habeck versichert, die Erdgasversorgung für den nächsten Winter sei gesichert.

Dazu kommt: Ob nun importiertes Flüssigerdgas in Wilhelmshaven, Brunsbüttel oder Hamburg in das Erdgas-Übertragungsnetz eingespeist wird: Welche Verbraucher in einer Gas-Notfallphase damit vorrangig versorgt werden, darüber entscheidet die Bundesnetzagentur und nicht der Hamburger Senat.

In einem Interview im NDR sprach Kerstan von einer „Zwischenlösung“. Es werde geplant, „hier vorübergehend eine schwimmende Plattform zu installieren, mit der wir LNG importieren können. Das soll aber wirklich nur für einen vorübergehenden Zeitraum für wenige Jahre sein.“

Im Gegensatz zur Umweltbehörde sieht die Hamburger Wirtschaftsbehörde hohe Hürden für den Einsatz eines schwimmenden LNG-Terminals in Hamburg-Moorburg. Diese reichen von Entzündungsgefahren bis zu erheblichen Störungen des Schiffsverkehrs und zu Einschränkungen bei der Erzeugung von grünem Wasserstoff in Hamburg-Moorburg.

Zu den Beeinträchtigungen der Abläufe im Hafen sagte Kerstan, dass es im Umkreis von 200 Metern um eine LNG-Plattform eine Stilllegung geben müsse.

Fridays For Future Hamburg wollte am Freitag, dem 3. Juni,  um 15 Uhr bei den Landungsbrücken gegen LNG-Terminals demonstrieren.

Schneller und größer: Tschentschers schwimmendes LNG-Terminal im Hamburger Hafen

27. Mai 2022: Der NDR wies am 20. Mai 2022 auf Probleme für ein schwimmendes LNG-Terminal in Hamburg Moorburg hin. Moorburg sei nach Informationen aus derr Wirtschaftsbehörde zwar gut ans Erdgasnetz angebunden. Die nächste Gasleitung liege nur wenige Hundert Meter von der Kaikante entfernt. Noch nicht abschließend geprüft sei aber, welche Sicherheitsvorkehrungen gelten, wenn Tankschiffe durch den Hafen fahren – etwa, ob dann zeitweise die Elbe gesperrt werden müsse. Offen sei auch, ob die schwimmende Plattform durch die unmittelbar vor dem Energiestandort Moorburg liegenden Kattwykbrücken passe. Möglicherweise müssten die Fahrbahnen abgebaut werden, um das Schiff nach Moorburg zu bringen.

Weitere Bedenken zählte der NDR am 26. Mai 2022 auf: Sie betreffen den Sicherheitsradius um die schwimmende Plattform in Moorburg. Unklar ist offenbar, ob andere Schiffe dahinter liegende Hafenbereiche überhaupt noch erreichen können.

Die Elblotsen fordern angesichts künftiger Gastransporte, dass der Verkehr auf dem Fluss einheitlich geregelt werden müsse. Gastanker seien schließlich keine Spielzeugautos, die man hin- und herschiebe, so Lotsen-Ältermann Ben Lodemann.

Nach Angaben der WELT vom 25. Mai 2022 ist es vor allem Hamburgs grüner Umwelt- und Energiesenator Kerstan, der verflüssigtes Erdgas (LNG) im Hamburger Hafen anlanden lassen will. Die Umweltbehörde wolle für den Umbau der Fernwärmeversorgung in Hamburg vorübergehend ein schwimmendes LNG-Terminal. In Dradenau wird allerdings in einem neuen Gas- und Dampf-Kraftwerk nicht vor 2025 zusätzliches Erdgas für die Fernwärme gebraucht. Nach WELT-Information wird die Behörde bei ihren Plänen für ein schwimmendes LNG-Terminal von einem Konsortium um die Unternehmen RWE, Hamburger Energiewerke und Gasnetz Hamburg unterstützt.

In der Anlage zu § 2 des LNG-Beschleunigungsgesetzes, das von Bundestag und Bundesrat am 19. bzw. 20. Mai verabschiedet wurde, ist ein schwimmendes LNG-Terminal als „FSRU (Standort Hafen / Kraftwerk Moorburg) als Option unter 7 Kandidaten aufgeführt. Die Einrichtung von 4 FSRU ist gegenwärtig vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klima vorgesehen.

4. Mai 2022:   Aus drei vom Bundeswirtschaftsministerium geplanten schwimmenden LNG-Terminals wurden kürzlich vier. Und schon hob Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) erneut den Finger, um Hamburg für ein Terminal anzubieten, wie es die FDP schon Anfang April gefordert hatte.

Hamburg plane die Stationierung eines provisorischen LNG-Terminals für verflüssigtes Erdgas im Hafen. „Unsere Experten gehen davon aus, dass wir bis Ende des Jahres ein solches Terminal in Betrieb nehmen können.“ Die Kapazität betrage acht Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr. Die anderen geplanten schwimmenden Terminals bescheiden sich eher mit etwa fünf  Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr.

Der ZEIT schien es „verblüffend, wie flugs sich gerade alte Gewissheiten auflösen. Bislang galt auf minus 162 Grad heruntergekühltes und somit verflüssigtes Erdgas (kurz LNG) im Hamburger Hafen vor allem als Störfallrisiko, das man sich möglichst weit vom Leib halten wollte. Deshalb ging hier lange gar nichts voran: Ein Importterminal für LNG? Das sollten lieber die kühnen Hafenbetreiber in Brunsbüttel bauen. … Da ist jetzt auch egal, dass das Gas oft mit umweltschädlichem Fracking aus der Erde gepresst wird.“

Das schwimmende Terminal könnte vor dem kürzlich stillgelegten Kohlekraftwerk in Moorburg festmachen. „Dort können bereits bestehende Gasleitungen genutzt werden“, sagt der grüne Umweltsenator Jens Kerstan. Die Prüfung laufe »mit Hochdruck«. Einige Fragen seien noch offen, „dennoch gehen wir davon aus, dass wir ein schwimmendes LNG-Terminal technisch bis zum Winter realisieren können“. Und damit zügiger als anderswo.

Constantin Zerger von der Deutschen Umwelthilfe: „Wie ein solcher gefährlicher Störfallbetrieb im Hamburger Hafen Platz finden und sicher betrieben werden soll, ist mir ein völliges Rätsel.“

7. April 2022: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima (BMWK) kündigte am 25. März 2022 in seinem Fortschrittsbericht Energiesicherheit drei schwimmende LNG-Terminals (FSRU) an. Daraufhin teilte die Hamburger Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) am 30. März 2022 das Interesse Hamburgs als Standort für ein schwimmendes Gas-Terminal mit. Die BUKEA prüfe „in enger Abstimmung mit dem BMWK, den Hamburger Energiewerken, mit Gasnetz Hamburg und der Hamburg Port Authority, ob und wie ein solch zu charterndes Gas-Terminal kurzfristig in Hamburg eingesetzt werden könnte.“

Staatsrat Pollmann: „Wir prüfen intensiv mögliche Standorte in Hamburg … Mit unserem gut ausgebauten Erdgasnetz auch im Hafengebiet könnten bei uns die Leitungsbaumaßnahmen vermutlich vergleichsweise gering ausfallen.“

Hamburgs Bürgermeister Tschentscher bestätigte am 6. April 2022 vor dem Übersee-Club, Bund und Stadt würden derzeit daran arbeiten, «kurzfristig einen mobilen Terminal in unserem Hafen zu schaffen, um LNG in das Gasnetz in Norddeutschland einzuspeisen».

Die Hamburger FDP forderte ein Zentrum für Flüssiggas und Wasserstoff im Hafen und einen sofortigen Stopp für den Rückbau des Kohlekraftwerks Moorburg.

Die Hamburger CDU forderte schon am 30. März 2022 in einem Bürgerschaftsantrag, dass die Wiederinbetriebnahme des stillgelegten Kohle-Kraftwerks Moorburg einschließlich einer CO2-Speicherung (Carbon Capture and Storage – CCS) und einer Auskopplung von Wärme in das Hamburger Fernwärmenetz geprüft werden sollte.