Der Hamburger Energietisch

Für die Energiewende in Hamburg

ALDI als Nachhaltigkeits-Held

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Dreieinhalb Seiten Akzeptanz und
ein halbe Seite Widerspruch
gegen Buschholz aus Namibia

Die Hamburger Umweltbehörde BUKEA bemüht sich nach Kräften, die Öffentlichkeit für die Verbrennung von Buschholz aus Namibia in Hamburg zu sensibilisieren.

In einem Beitrag „Diskussion Akzeptanz und Widerspruch“ auf ihrer speziellen Internetseite gibt es dazu dreieinhalb Seiten Akzeptanz. Am Ende tatsächlich auch eine halbe Seite Widerspruch.

Bild: FfF Windhoek

Der Text beginnt mit einer tiefgründigen Beteuerung zur Nachhaltigkeit des Prüfprozesses der BUKEA und des IfaS:

„Besonders die Nachhaltigkeit – und damit die (möglichen) Auswirkungen in jeglicher Hinsicht – auch soweit dies für die Zukunft abschätzbar ist – werden besonders untersucht.“

Anschließend wird viel „Akzeptanz“ geboten und – zugegeben – es ist auch Neues dabei:

ALDI Nord und ALDI Süd als Sustainability Heroes

ALDI Nord und ALDI Süd vertreiben also seit einiger Zeit Holzkohle aus Namibia für das deutsche Grillvergnügen und für die Unterstützung Namibias und als Dank für die dazu eingegangene Zusammenarbeit mit dem Siegelgeber FSC hat der Discounter vor kurzem den „Sustainability Heroes Awards“ in der Kategorie „Soziales Engagement“ erhalten.

Was schadet es da, dass sogar die Studie der Forstberatung UNIQUE in ihrem Szenario 3 der unter den gegenwärtigen Bedingungen hergestellten Holzkohle aus Namibia eine miserable Klimabilanz bescheinigt? Was der Hamburger Energietisch schon Ende April 2020 über die Holzkohle aus Namibia geschrieben hat, das dürfen ergebnisoffene Buschholz-Anhänger:innen nur mit spitzen Fingern anrühren. Auch wenn es sich um den am häufigsten aufgerufenen Beitrag auf der Homepage des HET handelt, so hat er doch den Makel, dass er „deutlich und frühzeitig“ verfasst wurde!

Die Expert:innen von Rettet den Regenwald und von FERN können noch so oft auf die Nutzlosigkeit all dieser Siegel für den Klimaschutz hinweisen. Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) kann Grillen mit Holzkohle ein Klimaverbrechen nennen und Alternativen zur Holzkohle anbieten.  Wer wird ihnen noch Aufmerksamkeit schenken, wenn sich „die Umweltstiftung WWF Deutschland seit einigen Jahren mit Grillkohle aus Namibia beschäftigt“? Und wenn Prof. Dr. Heck vom IfaS sich im Kapitel 8 seines Masterdokuments viel gründlicher mit Siegeln beschäftigt als mit der zweifelhaften Treibhausgas-Bilanz des Buschholzes, der nicht einmal ein Unterkapitel zugestanden wird?

„Deutlich und frühzeitig“:   für ergebnisoffene Buschholzleute ein Graus!

„Deutlich und frühzeitig“ wird auch dem HET angekreidet, weil er schon im Juni 2020 ein Kurzgutachten vorstellte, das dem Buschholz-Export aus Namibia wegen seiner Klimaschädlichkeit ein vernichtendes Zeugnis ausstellte. Dazu fällt den Buschholz-Fans nichts Besseres ein, als dass im HET-Kurzgutachten „allerdings andere Landnutzungsstrategien als die im Projekt des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagements IfaS geplanten“ untersucht worden seien. Wer wird an dieser Behauptung zweifeln, wenn dahinter die grün geführte Hamburger Umweltbehörde steht? 

Dass in diesem Kurzgutachten genau das Szenario 1 der UNIQUE-Studie von Seebauer et al. untersucht wurde, auf das sich die Treibhausgas-Berechnungen des IfaS stützen – wer will das schon wissen?

Der Hamburger Energietisch als großer Verführer

Richtig: Im Oktober 2020 gab es auch noch eine „Gemeinsame Stellungnahme gegen den Import von Buschholz aus Namibia für Hamburger Kraftwerke“. Die gibt es nicht nur auf Englisch wie für die BUKEA, sondern auch auf Deutsch.

Der HET war einer der 21 Unterzeichner. Die BUKEA hat das so eingeordnet:

„Der Energietisch hat diese Aussagen deutschlandweit und auch in Namibia verbreitet und eine Reihe von Organisationen davon überzeugt, ein Statement gegen das Projekt zu unterzeichnen.“

So groß ist der Einfluss des HET.   Wer hätte das gedacht?

Unterzeichnet haben unter anderen:

CampusGrün,
Deutsche Umwelthilfe (DUH),
Ende Gelände Hamburg,
NaturFreunde Hamburg,
Rettet den Regenwald,
ROBIN WOOD,
Earthlife Namibia und
Global Forest Coalition

Ganz Namibia setzt auf den Buschholzexport – oder?

In Namibia sieht die BUKEA nur „Akzeptanz“. Wer will schon wissen, dass es in Namibia einflussreichen „Widerstand“ gegen den Buschholz-Export und die erwarteten sozialen Folgen gibt? Dass das namibische Ministry of Mines and Energy seine Unterstützung für die Presseerklärung des ECONOMIC & SOCIAL JUSTICE TRUST (ESJT) vom 27. Januar 2021 signalisiert hat, das könnte störend sein für die Ergebnisoffenheit und Nachhaltigkeit des Hamburger Prüfprozesses oder? Dass Herbert Jauch, der Vorsitzende des ECONOMIC & SOCIAL JUSTICE TRUSTS, das dritte Buschholz-Seminar am 8. Dezember 2020 klar dominierte − vergessen. Das war so nicht geplant.

Nach dem selbstgewählten Zeitplan bleiben der BUKEA noch gut vier Monate, um sich aus der Umklammerung durch den gefährlichen Busch-Virus zu befreien. Nach dem jüngsten Auftreten einer ALDI-Nord-und-Süd-Mutante haben sich die Aussichten allerdings verschlechtert. Es soll an einem Vakzin gearbeitet werden. Aber niemand kennt bisher dessen Wirksamkeit. Und eine Impfpflicht gibt es ohnehin nicht.

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