Der Hamburger Energietisch

Für die Energiewende in Hamburg

Fake News der Hamburger Umweltbehörde beim Hamburger Fernwärme-Konzept

Anlässlich einer Veranstaltung der Bürgerinitiative „Keine Elbtrasse!“ mit Umwelt-Senator Kerstan und Prof. Rabenstein vom Hamburger Energienetzbeirat berichtete das NDR Hamburg Journal erstaunlich einseitig zugunsten der Umweltbehörde BUE. Die meisten Fake News, die im Folgenden richtiggestellt werden, gingen vom Pressesprecher der Hamburger Umweltbehörde aus. 

NDR Hamburg Journal, am 16. September 2019:

Widerstand gegen geplanten Energiepark

Schon der Titel dieses Fernsehbeitrags im NDR Hamburg Journal ist nicht ganz richtig. Möglicher Widerstand aus den Elbvororten richtet sich gegen die geplante Elbtrasse mit dem Energiepark Hafen, nicht aber gegen einen Energiepark Stellinger Moor.

NDR: „Die Bürgerinitiative „Keine Elbtrasse!“, die auch eingeladen hat, fordert auch, dass eine zweite Variante nördlich der Elbe stärker geprüft werden müsse. Unterstützung dafür bekommt sie vom Verein Hamburger Energietisch. …

Hinter dem Betriebshof der Stadtreinigung Stellingen liegt das Areal, in das die Kritiker der Südvariante mit Elbtrasse ihre Hoffnung setzen. Dort entsteht eine hochmoderne Müllverbrennungsanlage, die künftig ein Viertel des Hamburger Fernwärmebedarf decken soll.“

Falsch!

Das Zentrum für Ressourcen und Energie (ZRE) soll ein gutes Viertel der bisher vom Heizkraftwerk Wedel gelieferten Fernwärme ersetzen. Der Anteil des ZRE am gesamten Hamburger Fernwärmebedarf liegt nur bei gut sechs Prozent.

Außerdem entsteht das ZRE nicht auf „dem Areal“, sondern südlich davon.

Jan Dube, Sprecher der Umweltbehörde: „Die Südvariante setzt vor allem auf klimaneutrale Wärmequellen, die Nordvariante vor allem auf Gas.“

Doppelt falsch!

Die Südvariante setzt vor allem auf Erdgas und Wärme aus der Müllverbrennung, die nur zur Hälfte als klimaneutral bilanziert werden kann. Die von der Arbeitsgruppe des Energienetzbeirats (ENB) „Ersatz des HKW Wedel“ geprüfte Nordvariante, die sich gemäß einer Vorgabe des ENB am Vorschlag von BET aus dem Jahr 2015 orientiert, braucht viel weniger Gas als die Südvariante.

Jan Dube: „Südlich der Elbe gibt es die Müllverbrennung, da gibt es Potenzial für Solarthermie, dort gibt es Potenzial für Speicher, dort gibt es industrielle Abwärme. All das hätten wir im Norden nicht und deswegen spielt in den Planungen der Stadt und der Wärmegesellschaft nur die Südvariante eine Rolle noch.“

Falsch!

Im Norden gibt es größere Potenziale für Solarthermie als in der Südvariante, selbstverständlich gibt es das Potenzial für einen großen Wärmespeicher – besser zweischichtig statt einschichtig – und das Potenzial für einen sinnvollen Tiefenspeicher (Aquiferspeicher), während der im Süden vorgesehene Aquiferspeicher keinen Sinn macht. So jedenfalls hat es der Energienetzbeirat begutachtet. Wegen der Kosteneinsparungen durch den Verzicht auf die Elbtrasse mit Zubringertrassen ließe sich die klimaneutrale Erzeugung von Fernwärme aus überschüssiger Biomasse (Altholz, Stroh und holzartige Abfälle) gut finanzieren…

NDR: „360.000 Tonnen des Treibhausgases CO2 werden laut Behörde nach Abschaltung des alten Kohlekraftwerks in Wedel jährlich durch den geplanten Energiepark im Süden eingespart.“

Falsch!

Hierin enthalten sind gemogelte CO2-Einsparungen, die darauf zurückgehen, dass die Umweltbehörde die Müllverbrennung im Norden wie im Süden als komplett CO2-frei bewertet, was nicht den allgemein angewendeten Konventionen entspricht. Die CO2-Einsparungen sind also beträchtlich geringer als 360.000 Tonnen pro Jahr.

Jan Dube: „Die Wärme, die im Süden verwendet wird, wäre Wärme, die sonst einfach in die Elbe gekühlt wird oder durch Schornsteine in die Luft geht. Diese Wärme nutzen wir jetzt.“

Falsch!

45 % der im Süden vorgesehenen Fernwärme soll aus einem großen Gas-Kraftwerk kommen. Der Anteil erneuerbarer Fernwärme am Ersatz des Heizkraftwerk Wedel beläuft sich dagegen nur auf 14 bis 18 Prozent.

Jan Dube: „Was dort produziert wird, beispielsweise bei der Alu-, Kupfer- oder Stahlproduktion oder bei der Müllverbrennung wird bislang so nicht genutzt und wir wollen dieses nutzen für die Heizwärme in Hamburg. Solche Potenziale gibt es im Norden nicht.“

Falsch!

Die Kupferhütte Aurubis liefert bereits jetzt Abwärme in ein nördlich der Elbe gelegenes Wärmenetz und wird hoffentlich bald die doppelte Menge in das östliche Hamburger Wärmenetz liefern. Die Potentiale aus der Alu- und Stahlproduktion sind zusammengenommen viermal kleiner als die der Kupferhütte Aurubis. Die Wärme der Müllverbrennung Rugenberger Damm wird bereits zum großen Teil von den nahegelegenen Ölwerken Schindler genutzt und es bleibt abzuwarten, wie viel noch für das Hamburger Fernwärmenetz übrigbleibt.

Die Arbeitsgruppe des ENB hält es für möglich, die Potenziale erneuerbarer Wärme südlich der Elbe, die wirtschaftlich tragfähig erschlossen werden können, dort zu nutzen, also ohne den Bau einer teuren Elbtrasse.

NDR: „Kritiker fürchten aber, dass das marode Kraftwerk Wedel am Ende doch länger laufen wird.“

Siegler: „Das Problem ist die Elbtrasse. Die muss erstmal geplant werden. Nächstes Jahr findet die Ausschreibung statt und dann wird gebaut. Es gibt – wir haben uns das mal für die letzten Jahre angesehen – so ziemlich kein großes Bauwerk, ob es Tiefbau oder Hochbau oder sonst was ist, was in der vorgesehenen Zeit fertig geworden ist.“

Richtig. Und das bedeutet, dass beim „komplexesten Fernwärme-Umbauprojekt Deutschlands“ (Kerstan) die Fertigstellung der Elbtrasse und/oder die der komplizierten Gas-KWK-Anlage südlich der Elbe so viel Zeit brauchen wird, dass mit großer Wahrscheinlichkeit der Dauerbetrieb der geplanten KWK-Anlage erst nach dem Ende des Jahres 2025 erreicht werden wird. Dann wird Hamburg auf einen Schlag etwa 190 Millionen Euro an Fördermitteln verlieren, mit denen bei der Entscheidung für den Rückkauf des Fernwärmenetzes fest gerechnet wurde.

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