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Das Rechnen scheint nicht zu den Stärken des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) in Trier zu gehören.
Zuerst eine einfache Überlegung:
Zwei Wanderer laufen zusammen zum gleichen Ziel. In Punkt A merkt Schlapp, dass er seinen Hut verloren hat. Er kehrt um zum Punkt B, wo der Hut liegen blieb. Sein Begleiter Ungeduld will nicht warten, sondern geht weiter. Er erreicht schon Punkt C, als Schlapp bei Punkt B angekommt, wo sein Hut liegt.
Wie weit sind die beiden nun von einander entfernt?
Natürlich ist ihre Entfernung nicht gleich der Strecke AB, denn der Begleiter Ungeduld wollte ja nicht warten, sondern ist weitergegangen. Die Strecke AC ist also zur Strecke AB zu addieren, wenn es um die richtige Entfernung der beiden Wanderer Schlapp und Ungeduld geht.
Ähnlich verhält es sich mit der Ernte von Buschholz in Namibia zum Zweck einer energetischen Nutzung in Deutschland.
Auf jedem Hektar, auf dem Buschholz geerntet wird, würde ohne diese Ernte das Buschholz weiter wachsen. Die Jahresringe alter Büsche zeigen, dass diese Pflanzen sehr lange wachsen und dabei der Atmosphäre CO2 entziehen. Von „thickening“ der Büsche spricht man in Namibia.
Auf die Frage, wieviel CO2 durch eine Buschernte und die anschließende Holzverbrennung freigesetzt wird, darf also nicht allein auf die CO2-Emissionen der Holzverbrennung verwiesen werden. Das würde in unserer Wanderer-Analogie nur der Strecke AB entsprechen. Vielmehr muss auch das „Basis-Szenario“ berücksichtigt werden, in dem Büsche nicht geerntet werden, sondern weiterwachsen – analog zum Wanderer, der weiter von A nach C läuft.
Bei der Addition des zusätzlichen CO2, das im „Basis-Szenario“ aus der Atmosphäre geholt und in den weiter wachsenden Büschen gespeichert wird, ist noch zu beachten, dass in Namibia nach der Buschernte die Büsche am Nachwachsen gehindert werden sollen, wenn dauerhaftes Weideland gewonnen werden soll.
Berechnungen für eine CO2-Bewertung von Szenarien wie denen des IfaS im Bericht „Berechnung CO2-Bilanz des Projekts Biomasse-Partnerschaft“ beziehen sich grundsätzlich auf einen Beurteilungs-Zeitraum von 20 Jahren. In diesem Zeitraum kann von Büschen, die nicht herausgerissen oder abgesägt werden, viel CO2 aus der Atmosphäre geholt und gespeichert werden.
Bei den Bilanzierungs-Berechnungen des IfaS fehlt die Berücksichtigung des „Basis-Szenarios“ (Weiterwachsen von Büschen). Damit sind beträchtliche CO2-Emissionen unter den Tisch gefallen.
Übrigens wurden auch in den Bilanzierungs-Gutachten Seebauer, UNIQUE: „Greenhouse Gas Assessment of Bush Control and Biomass Utilization in Namibia“, und Rabenstein: „Verwertung von Buschholz aus Namibia in Hamburg: Auswirkungen auf das globale Klima“, die CO2-Emissionen auf Grund des gleichen Fehlers unterschätzt.
- Dezember 2020