Der Hamburger Energietisch

Für die Energiewende in Hamburg

Keine Beimischung von Wasserstoff in das Hamburger Erdgasnetz!

Die „Öffentliche Erklärung“ gegen eine Beimischung von Wasserstoff ins Erdgasnetz
hier als pdf-Datei.

Hamburger Umweltverbände lehnen in einer „Öffentlichen Erklärung“ die vom städtischen Unternehmen Gasnetz Hamburg geplante Beimischung von Wasserstoff ins Erdgasnetz ab:

Öffentliche Erklärung gegen eine Beimischung von Wasserstoff ins Hamburger Erdgasnetz

In nicht einmal 25 Jahren soll Deutschland nach Beschlüssen des Bundestages klimaneutral sein.1 Für einen raschen Ausstieg aus der Verbrennung von Kohle, Erdgas und Erdöl sind daher weit größere Anstrengungen zu unternehmen als bisher.

Die Beheizung der Gebäude in Hamburg beruhte im Jahr 2019 zu 31 % auf kohlelastiger Fernwärme und zu 61 % auf fossilem Gas und Heizöl.2 Nicht nur die Wärme aus Kohle, sondern auch die aus Erdgas und Heizöl ist daher so rasch wie möglich durch klimaneutrale Wärme zu ersetzen.3 4

Unter unabhängigen Fachleuten besteht große Einigkeit darüber, dass Heizwärme und Warmwasser in Zukunft von mit erneuerbarem Strom angetriebenen Wärmepumpen und klimafreundlichen Wärmenetzen geliefert werden sollten.5 Eine mit elektrischem Strom angetriebene Wärmepumpe kann etwa 6-mal mehr Heizwärme bereitstellen, als ein Heizkessel, für den Wasserstoff aus der gleichen Menge Strom erzeugt wurde.6

Aus erneuerbarem Strom unter Energieverlusten erzeugter „grüner“ Wasserstoff ist zu wertvoll für eine Verbrennung in normalen Heizungen. Er muss dort eingesetzt werden, wo ein Ersatz von fossilen Energieträgern mit Strom nur schwer möglich ist, zum Beispiel in der Grundstoffchemie und in der Stahlerzeugung.7

Das Wirtschafts- und Klimaschutzministerium hat daher in seiner „Eröffnungsbilanz Klimaschutz“ 8 unter seinen ersten Maßnahmen ein roll-out von Wärmepumpen und eine großzügige Förderung von Wärmenetzen angekündigt.

Ganz im Gegensatz hierzu hat das kommunale Unternehmen Gasnetz Hamburg GmbH (GNH) Pläne angekündigt, die zwar auf mittlere Sicht dem Unternehmen nützen, die aber die deutschen und die Hamburger Klimaziele missachten und daher als Irrweg zu bezeichnen sind.9

Ähnlich wie die allgemeine Erdgaslobby 10 bereitet sich die GNH darauf vor, dem Erdgas für zwei Jahrzehnte 20 bis 30 Prozent Wasserstoff beizumischen. Erst danach soll ein vollständiger Übergang auf Wasserstoff-Heizungen erfolgen, vorausgesetzt, grüner Wasserstoff kann dann preisgünstig und in großen Mengen importiert werden.

Die GNH bezeichnet diese Beimischung sogar als einen Beitrag zum Klimaschutz. Das ist irreführend und falsch. Denn durch eine Beimischung von 20 Prozent grünem Wasserstoff werden die CO2-Emissionen nur um 7 Prozent gesenkt. Die GNH will die Beimischung aber gar nicht auf klimaneutralen Wasserstoff beschränken. Außerdem nimmt der klimaschädliche Fracking-Anteil am Erdgas im Laufe der Zeit fast unweigerlich zu. Besonders wichtig: Energetische Gebäudesanierungen werden aufgeschoben, wenn suggeriert wird, mit dem angekündigten Ersatz von Erdgas durch Wasserstoff käme der Klimaschutz ganz von allein.11

Die Pläne der GNH würden zudem zu einer unsozialen Kostenspirale vor allem für Mieterinnen und Mieter führen, da immer mehr eigenständige Nutzerinnen und Nutzer auf Grund von großzügiger öffentlicher Förderung und von Kostensenkungen für Wärmepumpenstrom auf Wärmepumpen umsteigen würden und folglich die Netzkosten von immer weniger Kundinnen und Kunden getragen werden müssten.

Behauptungen der GNH, eine Metropole wie Hamburg ließe sich ohne Gas nicht mit Wärme versorgen, halten einer konkreten Überprüfung nicht stand.12

Die Bundesregierung hat angekündigt, dass ab dem 1. Januar 2024 jede neu eingebaute Heizung auf der Basis von 65 Prozent Erneuerbarer Energien betrieben werden muss.13 14 Daher stehen die Pläne der GNH, die für neue Erdgasheizungen wirbt, in direktem Widerspruch zu den Regierungszielen. Das Verschieben der Neuinstallation von Heizungen unter dem Einfluss der GNH würde den Übergang zu klimafreundlicher Wärme auf inakzeptable Weise verzögern.

Wir fordern daher:
1. Alle Planungen und Investitionen in die Vorbereitung des Hamburger Gasnetzes auf eine Wasserstoff-Beimischung müssen ab sofort unterbleiben.

2. Wir fordern die Gasnetz Hamburg GmbH auf, sich zusammen mit der Stromnetz Hamburg GmbH (SNH) und der Hamburger Energiewerke GmbH (HEnW) 15 aktiv daran zu beteiligen, dass der Wärmesektor in Hamburg möglichst zügig auf erneuerbare Wärme mit Wärmepumpen und Wärmenetzen umgestellt wird.

3. Hamburg muss die Förderung der Umstellung von Erdgas, Heizöl und Direktheizstrom auf Wärmepumpen und Wärmenetze ausbauen. Alle Anreize zum Umsteigen von Heizöl oder Direktstrom auf Erdgas sind ab sofort zu unterlassen.

4. Hamburg soll das Ziel der Bundesregierung, dass ab 2024 jede neu eingebaute Heizung auf der Basis von 65 Prozent erneuerbarer Energien betrieben werden muss, aktiv unterstützen.

­Hamburg, 10. April 2022

Unterzeichnet von:

     Hamburger Energietisch e. V. (HET)
     NaturFreunde Hamburg e. V.
     Naturschutzbund Hamburg e. V. (NABU Hamburg)
     Parents for Future Hamburg
     Robin Wood e. V.

1 Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden.
https://www.bundestag.de/presse/hib/845560-845560
2 Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein, Energiebilanz und CO2-Bilanzen. https://www.statistik-nord.de/fileadmin/Dokumente/Sonderver%C3%B6ffentlichungen/Energie_und_CO2-Bilanz_Hamburg/EB_CO2_HH_2019.pdf
3 Factsheet: Fossiles Gas. https://www.greenpeace.de/publikationen/factsheet-efossiles_gas.pdf
4 Erdgas-Ausstieg in Hamburg, https://www.hamburger-energietisch.de/WP-Server/wp-content/upload/Erdgas-Ausstieg-in-Hamburg.pdf
5 Wärmepumpen – Schlüsseltechnologie für die Energiewende. https://www.ise.fraunhofer.d/de/leitthemen/waermepumpen.html
6 Ariadne Analyse: Die Rolle von Wasserstoff im Gebäudesektor, https://ariadneprojekt.de/publikation/analyse-wasserstoff-im-gebaudesektor/
7 Grüner Wasserstoff, das dritte Standbein der Energiewende? https://epub.wupperinst.org/frontdoor/deliver/in-dex/docId/7409/file/7409_Lechtenboehmer.pdf
8 Eröffnungsbilanz Klimaschutz, 11.1.2022, https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2022/01/20220111-habeck-legt-eroffnungsbilanz-klimaschutz-vor.html
9 Regulierung von Wasserstoffnetzen, Marktkonsultation, Gasnetz Hamburg GmbH. https://www.bundesnetzagentur.de/_tools/609/Liste/node.html;jsessionid=91CD0A3E28AD014190B732EF48AAA62B?loadDBMail=daniela.petersen@gasnetzhamburg.de&loadDB=1599228872321#dynForm
10 Die Gasnetz Hamburg GmbH folgt der Erdgaslobby. https://www.hamburger-energietisch.de/die-gasnetz-hamburg-gmbh-folgt-der-erdgas-lobby/
11 Nur noch 24 Jahre bis zum Ende des Erdgasausstiegs. https://www.hamburger-energietisch.de/das-dilemma-der-gasnetz-hamburg-gmbh/
12 DUH, Mythenpapier: Wasserstoff für Gebäudewärme. https://www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Pressemitteilungen/Energie/Wasserstoff/Mythenpapier_Wasserstoff_f%C3%BCr_Geb%C3%A4ude.pdf
13 BMWi, Eröffnungsbilanz Klimaschutz. https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Downloads/Energie/220111_eroeffnungsbilanz_klimaschutz.pdf?__blob=publicationFile&v=14
14 Das Ampel-Entlastungspaket wegen Putins Krieg, 24.3.2022. https://www.tagesspiegel.de/politik/das-ampel-entlastungspaket-wegen-putins-krieg-wie-es-dazu-kam-was-es-bedeutet-wie-viel-es-kostet/28197398.html
15 https://www.hamburgenergie.de/ueber-uns/presse/pressemeldung/article/hamburger-energiewerke-starten-am-112022/

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