Nach Abschluss des Gutachtens zum Ersatz des alten Kohlekraftwerkes (KoKW) in Wedel fordern BUND Hamburg, EnergieNetz Hamburg eG, Hamburger Energietisch (HET), KEBAP und die Bürgerinitiative Stopp! Kein Mega-Kraftwerk Wedel die Integration industrieller Abwärme und Erneuerbarer Energien in das Hamburger Fernwärmenetz und den Verzicht auf ein neues fossiles Gaskraftwerk in Wedel.
„Der Mythos, ein neues Gaskraftwerk in Wedel sei die einzige und beste Option, ist nun auch gutachtlich vom Tisch. Das macht den Weg für zukunftsfähige Lösungen frei. Und das geht nur mit Erneuerbaren Energien und der Einbindung der in Hamburg reichlich vorhandenen industriellen Abwärme“, so die am Gutachterprozess beteiligten Organisationen.
Eben dies halten auch die noch vom damaligen SPD-Senat beauftragten Gutachter für „sinnvoll“ und „vorteilhaft“. So könnte laut Gutachten allein die Kupferhütte Aurubis bis zu 60 MW einspeisen und damit die CO2-Bilanz des Fernwärmenetzes entscheidend verbessern. Um das gesamte Potenzial Erneuerbarer Wärme (Solarthermie, Tiefen-Geothermie, Biomasse etc.) beurteilen zu können, wären allerdings noch weitere Untersuchungen notwendig.
Bekräftigt sehen sich die Organisationen auch in der Ablehnung des Neubaus großer fossiler KWK-Anlagen. Derzeit sei laut Gutachten die Investition in große Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen ökonomisch nur durch langjährige Subventionen auf Kosten der Steuerzahler darstellbar. Darüber hinaus wäre ein Neubau aufgrund der kontinuierlich wachsenden Windstrommengen in Norddeutschland auch ökologisch unsinnig.
Ob und in welchem Umfang nach einer Abschaltung des KoKW Wedel neue Anlagen zur Versorgungssicherheit der Fernwärme im Hamburger Westen gebaut werden müssten, steht auch mit Vorlage des Gutachtens noch nicht fest. Während des Gutachterprozesses hatte Vattenfall die Herausgabe entscheidender Netzdaten verweigert. Die Gutachter konnten daher die exakten hydraulischen Parameter des Hamburger Fernwärmenetzes und den tatsächlichen Wärmebedarf nur näherungsweise beurteilen. Damit bleibt zum Beispiel auch
die Frage nach Optimierungschancen im vorhandenen Netz unbeantwortet. Falls neben dem neuen Heizwerk am Haferweg tatsächlich noch neue Anlagen notwendig würden, zeigt das Gutachten auf, dass der Standort Stellingen „grundsätzlich geeignet“ und die Erschließungskosten geringer seien als noch von der damaligen BSU behauptet. Gleichzeitig kommt das Gutachten zum Ergebnis, dass eine neu zu errichtende Erzeugungsanlage – egal an welchem Standort – kleiner dimensioniert werden könnte als bisher für den Standort Wedel beantragt.
„Der Bau und der spätere Betrieb eines neuen gasbefeuerten Großkraftwerks wäre eine Investition von mehreren hundert Millionen Euro für die Stadt Hamburg. Der Volksentscheid hat dem Hamburger Senat die Möglichkeit eröffnet, von diesem riskanten Geschäft mit Vattenfall zurückzutreten. Nun müssen die im Gutachten aufgezeigten Wege zur Einbindung von EE-Wärme und industrieller Abwärme für einen Einstieg in klimafreundliche Fernwärme genutzt werden. Das entspräche auch dem Volksentscheid zur Rekommunalisierung der Energienetze“, so die klare Forderung der am Gutachterprozess beteiligten Organisationen.
Für Rückfragen:
Manfred Braasch, BUND Hamburg, T: 040 600 387-12
Kerstin Lueckow Bürgerinitiative Stopp! Kein Mega-Kraftwerk, T: Tel. 04103-189757
Sarah Debor, EnergieNetz Hamburg eG, T: 0163 592 5566
Gilbert Siegler, Hamburger Energietisch, T: 0176 510 19592
Mirco Beisheim, KEBAP KulturEnergieBunker e. V., T 0173 995 5684