Der Hamburger Energietisch

Für die Energiewende in Hamburg

Wie Gasnetz Hamburg für mehr Erdgas-Heizungen wirbt

Als pdf-Datei hier.

Die Gasnetz Hamburg GmbH
hält immer noch an einer Wasserstoff-Beimischung zum Erdgas fest

„Raus aus der Abhängigkeit von russischem Gas!“ – schon vor dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine fand diese Forderung breite Unterstützung. Die übermäßige Abhängigkeit Deutschlands und der EU von russischem Erdgas ist durch die Invasion in die Ukraine schlagartig klar geworden.

Gut geeignete Alternativen zu Gasheizungen in neuen und in Bestandgebäuden stehen zur Verfügung und sind sogar wirtschaftlicher als neue Gasheizungen. Die deutsche Bundesregierung arbeitet auf einen baldigen Rollout von Wärmepumpen-Heizungen als Ersatz für Heizöl- oder Erdgas-Heizungen hin. Die Gewinnung von erneuerbarem Strom soll stark ausgebaut werden. Elektrische Wärmepumpen könnten damit schon in etwa zehn Jahren vollständig klimaneutrale Wärme liefern. Auch durch den Anschluss an klimafreundliche Fern- und Nahwärmenetze soll der Ausstieg aus Heizöl und Erdgas beschleunigt werden.

Nach dem Koalitionsvertrag der deutschen Bundesregierung soll ab 2025 jede neu eingebaute Heizung auf Basis von mindestens 65 Prozent Erneuerbarer Energien betrieben werden. Mit ihrem „Entlastungspaket“ hat die Bundesregierung diese Vorschrift sogar auf den 1. Januar 2024 vorgezogen. Der Einbau neuer Erdgas- und Heizöl-Heizungen kommt dann nicht mehr in Frage – auch nicht in Bestandsgebäuden.

Die mit diesen Maßnahmen verbundene Senkung des Erdgasverbrauchs sollte Vorrang haben vor der Beschaffung von fossilem Gas aus anderen Quellen, also auch vor dem Bau neuer Terminals für den Import von verflüssigtem Erdgas (LNG)  –  Fracking-Gas zumeist.

Karikatur: Mester/ sfv

Gasnetz Hamburg am Scheideweg

Die Gasnetz Hamburg GmbH (GNH) – vollständig im Besitz der Stadt Hamburg – steht als Betreiberin des Hamburger Gas-Verteilnetzes vor einer Weg-Gabelung:

  • Entweder unterstützt sie den notwendigen Ausstieg aus der Verbrennung von Erdgas
  • oder sie folgt den Planungen der Erdgaslobby, dem Erdgas im Gasnetz eine energetisch geringfügige Menge an Wasserstoff beizumischen – mit der Perspektive, erst in zwei Jahrzehnten ganz auf Wasserstoff-Heizungen umzusteigen.

Sprecher der GNH erweckten in Einzelgesprächen den Eindruck, eine Wasserstoff-Beimischung werde inzwischen nicht mehr wie früher geplant.

Etwas zweideutig erklärte der Hamburger Senat auf eine Kleine Anfrage: „Die Erreichung konkreter Wasserstoff-Beimischungsquoten im Hamburger Erdgasverteilnetz beziehungsweise in Versorgungsteilgebieten ist außerhalb des in Rede stehenden Forschungsprojektes „mySMARTLife/Bergedorf“ nicht geplant.“ Dieses Forschungsprojekt diene – so hieß es in Einzelgesprächen –  nur dazu, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens im Umgang mit Wasserstoff zu schulen, da dieser in großem Umfang im Hamburger Hafen eingesetzt werden soll.

Im Unternehmen Gasnetz Hamburg GmbH (GNH) selbst scheint die Absicht, auf Wasserstoff-Beimischungen in das Erdgas-Verteilnetz zu verzichten, jedoch nicht angekommen zu sein.

Ausriss aus einer Internetseite der Gasnetz Hamburg GmbH

Unter dem Motto „Grünes Gas: Netz-Evolution für die Energie-Revolution“ ist auf den Internetseiten der GNH zur Wasserstoff-Beimischung nach wie vor zu lesen:

„Für die Energiewende macht Gasnetz Hamburg das Netz zukunftsfähig, so dass Wasserstoff zunächst beigemischt und in Zukunft vollständig durch die Röhren fließt. In kleinen Evolutionsschritten können Verbraucherinnen und Verbraucher dann ihre Gasgeräte für den neuen Brennstoff umrüsten. Für das grüne Gas stellen die rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens viele Prozesse und Technologien um. Druck-Regelanlagen, die zwischen den Niederdruck-, Mitteldruck- und Hochdruckleitungen arbeiten, müssen für den neuen Brennstoff ebenso angepasst werden, wie Abrechnungsmodelle und Einspeiseanlagen. So kommt die Energie-Revolution, Schritt für Schritt.“

Zur selbst gestellten Frage im Aufklapp-PunktWarum Wasserstoff die Zukunftsenergie ist“, erklärt die GNH:

„Schritt für Schritt baut Gasnetz Hamburg die Infrastruktur der Zukunft aus. Zunächst profitieren H2-Quartiere und Industrie – aber auch der Autoverkehr und die Seefahrt. Dann folgt die ganze Stadt und mit ihr alle Bürgerinnen und Bürger.“

Dass mit grünem Wasserstoff Klimaneutralität erreicht werden kann und zwar vorrangig dort, wo das mit erneuerbarem Strom kaum direkt erreichbar ist – in der Seefahrt und in einem Teil der Industrie – und dass dabei auch die GNH für den Betrieb des reinen Wasserstoffnetzes HH-WIN gebraucht wird, ist unstrittig. Weiter für Jahrzehnte Erdgas in den Heizungen „aller Bürgerinnen und Bürger“ verbrennen zu lassen, wäre dagegen ein Desaster für das Klima.

Könnte es nicht schneller gehen mit einer flächendeckenden Umstellung von Erdgas- und Heizöl-Heizungen auf Wasserstoff-Heizungen? Unter dem Aufklapp-PunktGasheizungen haben Zukunft“ schreibt die GNH:

„Gas wird immer grüner. Fossiles Erdgas soll schrittweise bis 2045 durch klimaneutrales Gas ersetzt werden – Gasheizungen können dann mit grünem Gas genutzt werden!“ 

„Bis 2045“! Bis dahin muss Deutschland insgesamt Klimaneutralität erreicht haben! Auch die schwierigen Sektoren wie Industrie, Verkehr und Landwirtschaft. Strom und auch Heizungen müssen wesentlich früher klimaneutral werden.

Die Umsetzung in einzelnen Netzabschnitten, die die Erdgaslobby wie DVGW, Zukunft Gas und H2vorOrt in zahlreichen Werbematerialien und Planungsunterlagen propagiert, wird von der GNH im Aufklapp-PunktNetzabschnitte nehmen die Zukunft vorweg“ so erläutert:

„… Brennstoffzellen und Blockheizkraftwerke werden Strom und Wärme liefern, Wasserstofftankstellen dienen in der Logistik als Treibstoffquelle. Ähnlich können in Zukunft auch ganze Wohnquartiere von H2-Netzgebieten profitieren. Dort können dann Haushalte und Verkehr emissionsfreie Energie nutzen.“

„… emissionsfreie Energie nutzen“ – bis 2045, wie oben zitiert, also erst in etwa zwei Jahrzehnten, vorausgesetzt, dass dann grüner Wasserstoff in riesigen Mengen und gleichzeitig preiswert zur Verfügung stehen sollte! In der Zwischenzeit geht es der GNH aber halt einfach um die Weiterführung ihres gewinnbringenden Erdgas-Geschäfts. Und die Hamburger Finanzbehörde erwartet weiterhin Gewinne von rund 20 Mio. Euro pro Jahr aus den Netzentgelten für die Durchleitung des Erdgases durch das Verteilnetz. Umweltsenator Kerstan sollte bei seiner Bewertung „eines wichtigen Akzents beim Klimaschutz“ nicht nur an die Wasserstoff-Planungen der GNH im Hamburger Hafen denken!

Für viele Hausbesitzerinnen und -besitzer, die über den Einbau einer neuen Heizungsanlage nachdenken, könnten die folgenden zwei Alternativen relativ überschaubar sein:

  • Entweder              Wärme aus der Verbrennung von Erdgas
  • Oder                     Wärme aus Strom und Umwelt mit einer elektrischen Wärmepumpe.

Die GNH flicht aber noch Biogas und synthetisches Methan in ihre Vorschläge ein, mit der Perspektive zu verwirren. Die Gaslobby hat es vorgemacht. Wir wollen hier nicht in die Tiefe gehen, sondern nur bemerken, dass sich hierdurch nichts an der Wegscheide ändert, vor der die GNH steht.

Unschön ist die Doppelzüngigkeit der Gasnetz Hamburg GmbH, die leider nicht zu übersehen ist. Dem folgenden Werbespruch fehlt die Glaubwürdigkeit:

„In den nächsten Jahren soll dann Erdgas vermehrt durch klimaneutrale Gase ersetzt werden. Sie sind CO2-neutral und tragen nicht zur Erderwärmung bei.“

Gegenüber der Bundesnetzagentur schrieb die GNH nämlich in einer „Rückmeldung“ auf eine Anfrage der BnetzA:

„Um den Markthochlauf von Wasserstoff zu stützen, ist zunächst die Einbeziehung aller Wasserstofffarben sinnvoll. Nur so kann in einem ersten Schritt überhaupt ein ausreichendes Angebot an Wasserstoff entstehen, um den vorhandenen Bedarf bei Industrieprozessen in Metropolregionen wie Hamburg zu decken.“

Alle Wasserstofffarben“ heißt, dass damit zu rechnen ist, dass „zunächst“ auch dem für Heizungen bestimmten Erdgas keineswegs nur „klimaneutrale Gase“ beigemischt werden sollen, sondern auch Wasserstoff, der auf sehr klimaschädliche Art und Weise gewonnen wird. Die Erdgaslobby sieht das auch so.

Werbung für Schnäppchenjäger

„Wie lassen [sic!] sich das Klima schützen und dennoch hohe Energiekosten vermeiden?
Gas kann eine Antwort auf solche Zukunftsfragen sein.“ So im folgenden Ausriss.

Ausriss aus einer Internetseite der Gasnetz Hamnburg GmbH

An alle, die eher auf „Geiz-ist-geil“-Argumente hören als auf die Aufforderung, „das Klima zu schützen“, wendet sich die Gasnetz Hamburg GmbH bei der Werbung zum Heizungsaustausch auf ihren Internetseiten mit vielen Vorschlägen, die natürlich alle eines gemeinsam haben:

Die neue Heizung soll das Fließen von Erdgas im Hamburger Verteilnetz über einen langen Zeitraum absichern und die Höhe der Netzentgelte steigern, die GNH einstreichen kann.

GNH vertreibt nicht selbst Gas, aber wenn viel Gas durch ihr Netz fließt und wenn sich die Anzahl der Netzanschlüsse erhöht, ist das vorteilhaft für die Gewinne des Verteilnetzunternehmens. GNH ist also an einem hohen Absatzvolumen, damit an hohen Gasverbräuchen und an vielen Gaskundinnen und -kunden interessiert.

Neben einer einfachen Gasheizung mit bilanzieller Beimischung von Biogas zum Erdgas bietet GNH beim Heizungsaustausch als „Zukunftssichere Lösungen für Ihre Gasheizung“ vier weitere Konstellationen an – alle mit beträchtlichen Anteilen an öffentlicher Förderung.

Nur auf zwei davon wollen wir hier eingehen:

Gasheizung mit Wärmepumpe

Warum nicht lieber gleich eine elektrische Wärmepumpe ohne Gasheizung? Ökologisch und ökonomisch besser, also in jeder Hinsicht empfehlenswert. Die Förderquote ist sogar höher als bei einer Gasheizung mit Wärmepumpe.

Gas-Hybridheizung = Gasheizung mit Solarthermie

Ausriss aus einer Internetseite der Gasnetz Hamburg GmbH

Wegen der bei Gas-Hybridheizungen besonders hohen Förderquote wird dieses Angebot von GNH besonders rosig ausgemalt:

„Eine Umstellung auf eine Gas-Hybridheizung lohnt sich!

Wer auf eine umweltfreundlichere Heizanlage umstellt, schont nicht nur den eigenen Geldbeutel, sondern tut obendrein Gutes für’s Klima!“

Die GNH rechnet die Variante 57 % Förderung für Ihre Gas-Hybridheizung ausführlich vor:

31.928 € kostet das Ganze einschließlich der Entsorgung eine Öltanks und des Anschlusses an das Gasnetz.

Da aber 18.271 € öffentliche Förderung von der BAFA und der IFB einzustreichen sind,

bleibt ein Eigenanteil von nur 13.657 €.

Wer würde da nicht gerne zugreifen?

(BAFA = Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, IFB = Hamburgische Investitions- und Förderbank)

Die im Paket enthaltene „Gasbrennwerttherme“ kostet nur 9.000 €. 20.000 € fließen in 20 Quadratmeter Solarkollektoren für die Erwärmung von Heiz- und Trinkwasser und in einen Pufferspeicher mit einem Speichervolumen von 1.200 Liter.

Warum nicht eine nur 5 Quadratmeter große Trinkwasser-Solarthermieanlage, die für die Brauchwasser-Erwärmung in acht bis neun Monaten eines Jahres ausreichen würde?

Weil nach Mindestanforderungen für die BAFA-Förderung „die thermische Leistung einer neuen oder vorhandenen EE-Heizung (Solarthermie-, Biomasse-, Wärmepumpen-Anlage) als Bestandteil einer Gas-Hybridheizung mindestens 25 % der Heizlast des versorgten Gebäudes (Gebäudeheizlast) betragen“ muss. Eine Solarthermieanlage mit Brauchwassererwärmung würde zur Erfüllung dieser Bedingung nicht ausreichen. (Nach dem Hamburger Klimaschutzgesetz muss seit dem 1. Juli 2021 sogar nur ein Mindestanteil von 15 % des Wärmenergiebedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt werden.)

Im diesem hochgeförderten Lockangebot der GNH musste daher eine heizungsunterstützende Solarthermieanlage eingesetzt werden: 20 statt 5 Quadratmeter!

Die Wirtschaftlichkeit dieser Kombination ist leider fraglich. Unschön ist vor allem, dass im Sommer Beschattungsvorrichtungen wie Planen benötigt werden, weil viel mehr Solarwärme erzeugt wird als ohne einen Heizungsbedarf für das Duschen allein benötigt würde.

Daher wird auch hier ein Schuh daraus, wenn eine Wärmepumpe mit einer Trinkwasser-Solarthermieanlage (und eventuell einer Solarstromanlage) kombiniert wird. Der relative Anteil der öffentliche Förderung ist dabei sogar etwas höher. Die Wirtschaftlichkeit ist bedeutend besser als bei einer Gas-Hybridheizung.

Gasnetz Hamburg weist darauf hin, dass es auch für den Fall, dass die bisherige Heizanlage ausfällt und daher sehr rasch ersetzt werden muss, hohe Förderquoten gibt und zwar auch dann, wenn Ergänzungen durch Erneuerbare Wärme nicht sofort mit eingebaut werden können. Für „Renewable Ready“ Gas-Brennwertheizungen gibt es unter diesen Bedingungen immer noch eine Förderquote von 20 Prozent durch die BAFA, nur 10 Prozent weniger als beim Übergang auf eine Gas-Hybridheizung.

„Renewable Ready“ bedeutet, dass spätestens zwei Jahre nach der Inbetriebnahme der neuen Heizung die geforderte zusätzliche Wärme aus erneuerbarer Energie genutzt werden muss. Bleibt diese Regelung auch in Zukunft erhalten, dann bietet sich hier ein interessantes Schlupfloch, um kurz vor der Einführung der für das Jahr 2025 geplanten Verpflichtung zu 65 % erneuerbarer Wärme noch rasch zu einer Gas-Brennwertheizung zu wechseln und dabei bemerkenswerte öffentliche Zuschüsse einzuheimsen.

Die Gasnetz Hamburg GmbH und die „Zukunft“

Auf einer einzigen Internetseite der GNH finden sich gleich zehn Beschwörungen der „Zukunft“ wie diese:

Auf der Spezialseite „Für die Zukunft“ geht es weiter mit Beteuerungen von „Zukunft“:

Eine kluge Steuerung der Zukunft des Unternehmens Gasnetz Hamburg GmbH ist nicht einfach. Wir haben uns dazu bereits geäußert.

Passt die öffentliche Förderung von Gas noch zur aktuellen Situation?

Wenn man sich mit den PR-Praktiken der Gasnetz Hamburg GmbH befasst, dann drängt sich  nicht nur die folgende Frage auf: Wo gibt es eine leicht erreichbare, verständliche, unabhängige, aktuelle und glaubwürdige Hilfe für Hausbesitzerinnen und -besitzer, die sich Gedanken über eine neue Heizanlage machen und noch nicht so weit sind, dass sie zu einer professionellen Energieberatung gehen oder sich auf den Weg zum EnergieBauZentrum oder zur Verbraucherzentrale machen.

Vor dem Hintergrund der drohenden Erderhitzung, aber auch im Sinne einer schnellen Reduzierung des Imports von Erdgas, Öl und Kohle aus Russland stellt sich noch mehr die Frage, wie weit die öffentliche Förderung von neuen Erdgas-Heizungen zur aktuellen energie- und klimapolitischen Situation passt.

Eine neu eingebaute Heizanlage genießt bisher einen Bestandsschutz von 20 bis 30 Jahren. Dieser reicht dann also tendenziell schon über das Datum der Klimaneutralität Deutschlands –  also über das Jahr 2045 – hinaus.

Neu installierte Erdgas- oder Heizöl-Heizungen sind auch nach Einschätzung der Bundesregierung Fehlinvestitionen. Warum werden für sie dann immer noch hohe Fördergelder ausgeschüttet?

Nach Informationen der ZEIT werden im Bundesministerium für Wirtschaft und Klima die folgenden Maßnahmen vorbereitet:

  • ab 2023 ein Ausschluss der Erdgasverbrennung in neuen Gebäuden,
  • eine stärkere Begünstigung von Wärmepumpen durch Wegfall oder starke Reduzierung von Umlagen und Netzentgelten für den Wärmepumpenstrom und eine Betriebskostenförderung für Großwärmepumpen.

Das Wuppertal Institut kam in einer Studie („Heizen ohne Öl und Gas bis 2035 – ein Sofortprogramm für erneuerbare Wärme und effiziente Gebäude“) im Auftrag von Greenpeace, deren Zielsetzung eine vollständig erneuerbare Wärmeversorgung der Gebäude in Deutschland ab 2035 ist, zu folgendem Vorschlag:

Der Einbau neuer Öl- und Gas-Heizungen muss ab 2024 verboten werden, der Betrieb bestehender Anlagen mit einem Ausstiegsgesetz schrittweise bis 2035. Die Stromerzeugung muss bis 2035 vollständig dekarbonisiert sein.

Die Studie favorisiert einen Stufenplan, nach dem der Betrieb von Öl- und Gasheizungen verboten wird:

  • ab dem 1. Januar 2027 für alle Anlagen, die vor 2000 eingebaut wurden,
  • ab dem 1. Januar 2030 für alle Anlagen, die vor 2010 eingebaut wurden,
  • ab dem 1. Januar 2035 für alle verbleibenden Anlagen.

Die Nutzungsdauer bestehender Öl- und Gas-Heizungen wäre damit auf maximal 27 Jahre in Stufe 1, auf maximal 20 Jahre in Stufe 2 und auf 11 bis 25 Jahre in Stufe 3 begrenzt.

Greenpeace forderte die Bundesregierung auf, das vom Wuppertal Institut ausgearbeitete Sofortprogramm zum Heizen ohne Öl und Gas noch in diesem Jahr umzusetzen. Ergänzend zum Ausstiegsgesetz soll es ein Förderprogramm für 12 Millionen Heizungs-Wärmepumpen und 70 Millionen Quadratmeter Solarthermieanlagen geben. Aktuell sind in Deutschland gut 1,1 Millionen Wärmepumpen und 20 Millionen Quadratmeter Solarthermie installiert.

Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer sollen beim Umsteigen auf erneuerbare Heizsysteme unterstützt werden. Ein vorgezogener Heizungsaustausch soll angereizt werden, damit nicht alle bis kurz vor dem jeweiligen Stichtag des Ausstiegsgesetzes mit der Durchführung der Maßnahme warten.

Die Ausgestaltung der Förderung von Einzelanlagen im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) soll dafür so angepasst werden, dass Fördermittel nur für den Einbau nichtfossiler Heizungstechnologien wie Wärmepumpen und Solarthermie sowie für erforderliche Umfeldmaßnahmen – wie beispielsweise den Austausch von Heizkörpern –  bereitgestellt werden, die ohne Förderung auch nach der geplanten Abschaffung der EEG-Umlage nicht wirtschaftlich sind.

Neue Erdgas-Heizanlagen, die nach den Vorschlägen der Gasnetz Hamburg GmbH jetzt noch installiert werden würden, würden nach dem Stufenplan des Wuppertal Instituts nur bis Ende 2034 mit Erdgas betrieben werden dürfen.

Ob zu diesem Zeitpunkt bereits genügend grüner Wasserstoff verfügbar sein wird, um wenigstens das in der Hamburger Fern- und Nahwärme eingesetzte Erdgas zu ersetzen, ist gegenwärtig nicht sicher. Für die Masse der dezentralen Heizungen wird es nicht genug grünen Wasserstoff geben. Die anderslautenden interessengeleiteten Versprechungen der Erdgaslobby sind hohl und leer.

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