Der Hamburger Energietisch

Für die Energiewende in Hamburg

28. November 2020
von Redaktion
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IfaS Trier – Rechenschwäche Nr. 2

Hier als pdf-Datei in Deutsch und in Englisch

Das Rechnen scheint nicht zu den Stärken des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) in Trier zu gehören.

Immer wieder behauptet dieses Institut, in Namibia würde so viel Buschholz nachwachsen, dass der heimische Markt in Namibia bei weitem nicht in der Lage sei, alles zu verwerten. Daher müsse Buschholz in großem Umfang exportiert werden – nach der Einführung von industriellen Ernte-Methoden. Bei einem Buschholzbestand von mehr als 450 Mio. Tonnen müssten jedes Jahr 18 Mio. Tonnen verwertet werden, um die Verbuschung im Jahr 2030 wenigstens zu stoppen. Das ist nicht wenig – ein Wachstum der Buschmasse von 4 Prozent. Bei einem Durchsatz eines von IfaS vorgeschlagenen Biomasse Industrieparks (BIP) von 250.000 Tonnen Holz pro Jahr müsste es 2030 in Namibia etwa 60 solche Industrieparks geben! (Rund 15 Mio. Tonnen bleiben nach Abzug des heimischen Buschholzbedarfs.)

In einer von der Hamburger Umweltbehörde kürzlich veröffentlichten Darstellung wird für das Jahr 2030 sogar ein natürlicher Zuwachs an Busch-Biomasse von ca. 19,2 Mio. Tonnen pro Jahr prognostiziert. Daraus wird die Schlussfolgerung gezogen: Buschholz muss auf internationale Märkte exportiert werden!

„Das heißt: in Namibia nimmt die Verbuschung weiter zu – selbst bei einer vollständigen Ausnutzung von lokalen und regionalen Nutzungspotenzialen. Nur wenn die Busch-Biomasse auf internationale Märkte exportiert werden kann, besteht die Chance, dass sich die Verbuschung in Namibia erfolgreich bekämpfen lässt.“

Es lohnt sich, die Behauptung genauer zu untersuchen, Exporte auf internationale Märkte seien notwendig, um die Verbuschung in Namibia aufzuhalten. 

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27. November 2020
von Redaktion
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IfaS Trier – Rechenschwäche Nr. 1

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Das Rechnen scheint nicht zu den Stärken des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) in Trier zu gehören.

Nehmen wir die Berechnung der Treibhausgas-Emissionen, die beim Transport von Holzpellets aus einem Biomasse-Industriepark (BIP) in Namibia nach Hamburg entstehen. Auf der Internetseite der Hamburger Umweltbehörde BUKEA zum Projekt Biomasse-Partnerschaft Hamburg-Namibia findet sich eine Datei mit der Überschrift „Berechnung  CO2-Bilanz des Projekts Biomasse-Partnerschaft“.

Wir finden darin die folgende Tabelle:

Für Lkw, Bahn und Schiff werden darin links CO2-Emissionen in Gramm pro transportierte Tonne und pro Kilometer angegeben, mit denen gerechnet wird. In der Mitte stehen die Längen der Wege für den Transport von Holzpellets aus Namibia und rechts die Produkte aus beiden Werten in kg CO2 pro Tonne. Beispielsweise werden für den Lkw-Transport 34,0 g CO2 pro Tonnenkilometer angesetzt. Multipliziert mit 100 km ergeben sich speziell für den Lkw-Transport rund 3 kg CO2 pro transportierter Tonne.

Dass in der Tabelle beim Bahntransport 8 Ziffern angegeben werden, ist nicht so wichtig. Schließlich sitzen einem im Home-Office die Home-Schooling-Kinder im Nacken. Dass der Seeweg eigentlich 10.700 km lang ist und dass in Namibia ganz bevorzugt Diesel-Lkw anstelle der vernachlässigten Bahn eingesetzt werden, darum soll es hier nicht gehen.

Alles in allem besagt die Tabelle also: Für eine Tonne Holzpellets werden beim Transport vom BIP in Namibia bis zum Hamburger Hafen im „Expected Scenario“ 86 kg CO2 freigesetzt.

Ist das nun viel oder wenig?

IfaS hat ähnliche Berechnungen auch schon früher durchgeführt. Für das „GIZ / IfaS Dossier“ vom 18. April 2019 und gleich für zwei Verschiedene Werte bei einer Präsentation am 14. Januar in Hamburg. Natürlich gibt es für die Ausgangswerte in der ersten Spalte auch andere Quellen als die vom IfaS verwendeten, mit denen sich diese einfache Berechnung durchführen lässt, zum Beispiel die Deutsche Bahn und das Umweltbundesamt. Ein  Vergleich von Berechnungen mit unterschiedlichen Ausgangswerten für Lkw, Bahn und Schiff überrascht.

Im folgenden Bild sind jeweils die CO2-Emissionen des Transports einer Tonne Holzpellets auf dem gesamten Transportweg dargestellt.

Ob man nun mit Ausgangswerten rechnet, die die Deutsche Bahn bereitstellt (ganz links), oder Ausgangswerte vom Umweltbundesamt nimmt (direkt daneben) oder drei Resultate aus bisherigen Werken des IfaS (Dossier und Präsentation von Januar 2020): Alle liegen vergleichbar zwischen 330 und 380 kg CO2 pro Tonne. Das neueste Resultat von IfaS aus der Tabelle ganz oben (roter Wert rechts: 86 kg CO2 pro Tonne)  ist jedoch um rund einen Faktor vier kleiner!

Wie kann das sein? Plant das IfaS jetzt einen Transport von Tausenden Tonnen Holzpellets mit Segelschiffen? Im simultan veröffentlichten Beitrag „FAQ   Häufige Fragen und Antworten“ wird aber ausdrücklich Schweröl als Treibstoff auf See genannt. Für Schweröl müsste auch noch zusätzlich eine Klimaschädigung durch schwarzen Ruß (black carbon) in Rechnung gestellt werden.

Auch die folgende Tabelle mit Einzelwerten, die zu unserer Darstellung mit den blauen Balken gehören, spricht stark dagegen. Denn der Ausgangswert für Lkw (oberste Zeile rechts außen – entsprechend den Ausgangswerten in der IfaS-Tabelle „Expected Scenario“) ist viel kleiner als die Ausgangswerte der anderen Berechnungen.

Bei näherer Betrachtung und Hinzuziehung einschlägiger Berechnungstools für die Emissionen des Seewegs zeigt sich: Der neue (rote) Wert könnte tatsächlich näher bei der Realität liegen als die drei früheren IfaS-Werte für die Gesamt-Emissionen.

Allerdings stellt sich dann die Frage: Warum verharrte IfaS fast zwei Jahre lang bei den vierfach höheren Werten?

Die Arbeit des IfaS bildet ganz offensichtlich ein „work in progress“. Welche dramatischen Änderungen in den Berechnungen von IfaS zur Ermittlung der Treibhausgas-Emissionen mögen da noch kommen?

Dieser Beitrag wurde am 11.12.2020 geändert.

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22. November 2020
von Redaktion
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Dr. Brown verordnet einen Lockdown für Diskussionen über Buschholz-Exporte aus Namibia

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Neokolonialismus, so ist im Internet zu finden, sei die Fortsetzung des Kolonialismus mit anderen Mitteln. Er gehe einher mit der Begünstigung von Eliten, wenigen Personen in den betroffenen Ländern, während die Mehrheit der Bevölkerung keinen Nutzen daraus ziehen könne, aber ökonomische, soziale und ökologische Schäden zu tragen habe. In den Industrieländern des globalen Nordens werde geplant und entschieden. Die Menschen in den betroffenen Ländern des globalen Südens würden erst nach den Entscheidungen erfahren, was auf sie zukomme.

Der folgende Vorgang lässt sich in diese Beschreibung einordnen. Er wird daher ausführlich dokumentiert.

Dr. Chris Brown ist in Namibia ein einflussreicher Mann. Zurzeit ist er Geschäftsführer der namibischen Umweltkammer (NCE). Zuvor war er Leiter des Namibia Directorate of Environmental Affairs (DEA) im Ministerium für Umwelt und Tourismus. Bei der Ausarbeitung der Umweltklauseln in der namibischen Verfassung spielte er eine Schlüsselrolle. Zwölf Jahre lang war er Exekutivdirektor der Namibia Nature Foundation (NNF), die gegenwärtig am Prüfprozess der Hamburger Umweltbehörde zur Buschholznutzung  beteiligt ist. Unter anderem ist Dr. Brown im Beirat für nachhaltige Entwicklung in Namibia aktiv. Als Ökologe und Umweltwissenschaftler verfügt er über mehr als fünfunddreißig Jahre praktische Erfahrung in den Bereichen Umweltmanagement und -verwaltung, strategische Planung und Entwicklung, Projekt- und Programmgestaltung und -koordination. So sein Portrait im Internet.

Am 12. Oktober 2020 machte Bertchen Kohrs, die Vorsitzende des namibischen Umweltverbandes Earthlife Namibia, in Namibia eine Gemeinsame Stellungnahme von 21 Umweltverbänden und wissenschaftlichen Einrichtungen bekannt. Von dieser Stellungnahme gibt es auch eine englische Fassung. Eine Presseerklärung von Robin Wood stammt vom 9. Oktober 2020.

Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner dieser Stellungnahme lehnen das von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) vorgeschlagene Projekt „Transkontinentale Biomassepartnerschaft Namibia – Hamburg“ entschieden ab. Sie wenden sich gegen den Import von Buschholz aus Namibia, das beispielsweise im Heizkraftwerk Tiefstack anstelle von Steinkohle verbrannt werden soll. Sie erklärten, dieses Projekt stehe im Widerspruch zum Hamburger Netze-Volksentscheid vom 22. September 2013, in dem es heißt: „Verbindliches Ziel ist eine sozial gerechte, klimaverträgliche und demokratisch kontrollierte Energieversorgung aus erneuerbaren Energien.“

Wir können nicht wieder in Höhlen leben!

Dr. Brown reagierte auf die Information von Frau Kohrs noch am gleichen Tag. Er versandte einen an Frau Kohrs gerichteten Offenen Brief an einen umfangreichen Empfängerkreis. Darin richtete er scharfe Angriffe gegen die Gemeinsame Stellungnahme und deren Unterzeichnerinnen und Unterzeichner.

Frau Kohrs solle sich und das Leben auf der Erde nicht mit dieser „populistischen Opposition“ gegen eine vielleicht sehr gute Initiative für Namibia verbinden, so Brown. „Wir können nicht gegen alles Einspruch erheben, was mit Entwicklung und Ressourcennutzung zu tun hat, sonst müssten wir alle wieder in Höhlen leben.“ Er wolle sie „ermutigen, sich nicht von jemandem in Deutschland beeinflussen zu lassen, dessen letztendliche Absichten möglicherweise nicht transparent sind und/oder nicht mit den besten Umweltinteressen Namibias übereinstimmen.“

Diese letztendlichen Absichten lägen für ihn nahe im Hinblick auf die offensichtlichste Option für Hamburg: Gas aus Russland: „Es wäre zu prüfen, ob die Gegner der Biomasse-Option Namibias direkte oder indirekte Interessen im Gas- oder Kohlesektor haben …“. „Viele der Informationen in der Erklärung und der Pressemitteilung sind unbegründet, basieren auf falschen Annahmen und sind sachlich falsch – sie scheinen darauf abzuzielen, populistische Gefühle in der Öffentlichkeit unter den Uninformierten zu schüren.“

Die „Gemeinsame Stellungnahme“ lehnt das Verfeuern von Buschholz auf Grund von fehlender Klimaverträglichkeit ab. Ein Gutachten hat ergeben, dass die Treibhausgas-Emissionen je nach Nutzungs-Szenario höher als die von fossilem Erdgas oder sogar von Steinkohle wären.

Dr. Brown sieht das ganz anders:

„Ein wichtiger zu berücksichtigender Aspekt ist der Kohlenstoff-Fußabdruck der Busch-Biomasse, wenn sie Deutschland erreicht. Es wird Sie vielleicht überraschen, wenn Sie erfahren, dass spezifische Kohlenstoffbilanzen für das Projekt zeigen, dass es tatsächlich Kohlenstoff-negativ ist. Sie ist also sofort 100%+ besser als sowohl die vorhandene Kohle als auch das Erdgas, mit denen sie verglichen wird.“

CO2-Bilanz von Holzpellets aus Namibia in Hamburg gemäß dem IfaS

Dr. Brown wusste also schon Anfang Oktober von den aufsehenerregenden Berechnungen des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS), die in Hamburg erst vier Wochen später durch die Umweltbehörde der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Mit der vom IfaS gelieferten Abbildung einer CO2-Bilanz von Holzpellets soll gezeigt werden, dass trotz des sehr langen Transportweges das Verbrennen dieser Pellets aus namibischem Buschholz in Hamburg nicht nur klimaneutral wäre, sondern dabei sogar noch CO2 aus der Atmosphäre zurückgewonnen werden würde! Man will es nicht glauben. Aber das Grün in der Abbildung scheint kräftiger zu sein als das Schwarz, jedenfalls in der Analyse des IfaS.

Dr. Brown: Eine öffentliche Diskussion wäre nützlich

Am Ende seines Offenen Briefs ermahnt Dr. Brown Frau Kohrs: „Ich möchte Sie bitten, die Ausrichtung von Earthlife auf diese populistische, vielleicht eigennützige Fehlinformation, die darauf abzielt, eine potenziell gute Initiative für Namibia zu untergraben, sehr sorgfältig zu überdenken. Wir müssen der Machbarkeitsstudie ihren Lauf nehmen lassen und dann werden wir alle in einer weitaus besseren Position sein, um zu verstehen, was vorgeschlagen wird und welche Kosten und Vorteile damit verbunden sind. Eine öffentliche Diskussion, in der interessierte Menschen die Fakten erfahren, wäre in der Tat nützlich.“

Mit der „Machbarkeitsstudie“ meint Dr. Brown sehr wahrscheinlich den von der Hamburger Umweltbehörde durchgeführten Prüfprozess im Rahmen eines Memorandum of Understanding (MoU), bei dem es allerdings nicht um eine „Studie“ geht.

Wäre die Weitergabe einer Erwiderung auf einen verletzenden Angriff nicht ein Gebot der Fairness?

Frau Kohrs bat Dr. Brown, eine Erwiderung auf seinen verletzenden Offenen Brief an den gleichen Verteiler zu senden, an den seine eigene Erklärung gegangen war. Unabhängig davon schickte Prof. Rabenstein aus Hamburg, der von Dr. Brown als Autor einer Kurzstudie zur Wirkung des Buschholz-Import auf das globale Klima angegriffen worden war, ein Schreiben an Dr. Brown mit einer analogen Bitte.

Dr. Brown hatte aber inzwischen seine Meinung über den Sinn öffentlicher Diskussionen in Namibia revidiert. Die Versendung der beiden Richtigstellungen an seinen eigenen Verteiler kämen für ihn keinesfalls in Frage.

Er schrieb an eine Bekannte von Frau Kohrs, er habe „eine feste Einstellung gegenüber Menschen, die vor der Veröffentlichung der Ergebnisse eines Projekts eine starke Position gegen dieses Projekt einnehmen und dann versuchen, die öffentliche Meinung unter dem Deckmantel eines „wissenschaftlichen Experten“ zu beeinflussen. Das ist Aktivismus, nicht Wissenschaft. Und wenn es von Leuten gemacht wird, die behaupten, Wissenschaftler zu sein, dann werden sie zu Populisten. Davon haben wir genug in der politischen Welt, wir brauchen das nicht in der wissenschaftlichen Welt. Die meisten Mitglieder der Öffentlichkeit haben nicht die Zeit, Dutzende von Berichten und Publikationen zu lesen und so zu einer informierten Meinung zu gelangen, so dass sie sich von dem leiten lassen, was sie als die Meinung von „Experten“ betrachten. Und wenn Leute, die vorgeben, Experten zu sein, zu populistischen Fürsprechern werden, dann muss man sie herausfordern und die Sache richtig stellen.“

„Wenn Wissenschaftler über Informationen verfügen, von denen sie glauben, dass sie für die Machbarkeitsstudie wertvoll wären, dann müssen sie diese in diesen Prozess einfließen lassen, damit sie vom Expertenteam im Rahmen des Projekts richtig bewertet werden können. Meiner Erfahrung nach wenden sich „Experten“ populistischen Ansätzen zu, wenn sie eine vorgefasste, oft ideologische Position vertreten und nicht davon überzeugt sind, dass die Daten, auf die sie sich stützen, einer kritischen Überprüfung standhalten.“

Mit dem „Expertenteam“ sind die Befürworter im „Prüfprozess“ der Hamburger Umweltbehörde entsprechend dem Memorandum of Understanding gemeint.

Dr. Brown:
Jetzt keine öffentliche Diskussion über dieses Projekt!

Dr. Brown weiter: „Ich möchte, dass die Machbarkeitsstudie ungehindert von „wissenschaftlichem Aktivismus“ vorangetrieben wird, damit wir gute Ergebnisse und klare Empfehlungen erhalten. Dann können die Diskussionen und die Debatte beginnen.“

„Es scheint, dass die Leute, die gegen das Busch-Biomasse-Projekt sind, eine öffentliche Debatte in diesem sehr frühen Stadium erzwingen wollen, egal wie unangemessen das für einen ausgewogenen und fairen Prozess sein mag. Ich verteidige den Prozess. Daher werde ich von meiner Seite aus nicht helfen, indem ich ihr Feuer mit Sauerstoff versorge. Ich hoffe, dass die wissenschaftliche Gesellschaft einen ähnlichen Ansatz verfolgen wird. Wenn die Machbarkeitsstudie abgeschlossen ist und wir die Informationen haben, dann lassen Sie uns reden, diskutieren und debattieren.“

Dem Hamburger Energietisch teilte Dr. Brown mit:

„Jegliche Maßnahmen Ihrer Organisation oder ihrer Vertreter, die auf unfaire Weise oder durch Fehlinformationen versuchen, den Namen der NCE oder meiner Person zu beschmutzen, werden entschieden abgelehnt.“

„Die namibische Umweltkammer (NCE) wird den Brief von Prof. Dietrich Rabenstein nicht in Umlauf bringen, da ich das Wettbewerbsumfeld in Bezug auf die von Earthlife Namibia verbreitete Erklärung und Pressemitteilung angeglichen habe.“

„Ich habe anderen auf Mitgliedschaft basierenden Organisationen in Namibia geraten, ebenfalls zu vermeiden, zu diesem verfrühten Zeitpunkt eine öffentliche Debatte über dieses Projekt zu fördern.“

Lockdown der Diskussion über einen Buschholzexport aus Namibia

Dr. Brown: „Die Machbarkeitsstudie über das Busch-Biomasse-Projekt beginnt gerade erst, und es ist verfrüht, ein öffentliches Interesse zu wecken, das einer präventiven Befürwortung einer Initiative gleichkommt, bevor alle Einzelheiten verstanden sind. In Namibia umfasst unser formeller Prozess ein öffentliches Engagement, das dazu beitragen soll, die Schlüsselfragen einer Entwicklung zu identifizieren, dann eine Reihe von Studien, um die Kosten, den Nutzen und mögliche Abhilfemaßnahmen im Zusammenhang mit diesen Fragen zu verstehen, dann die Bereitstellung der Informationen für alle interessierten und betroffenen Parteien, und dann die Erörterung der Frage und die Entscheidungsfindung. Wir halten es für zutiefst unprofessionell, zu versuchen, die öffentliche Meinung zu beeinflussen, bevor die Studien über den Machbarkeitsprozess abgeschlossen sind.“

Die „anderen auf Mitgliedschaft basierenden Organisationen in Namibia“ scheinen sich Dr. Browns Vorgabe unterzuordnen. Für die Mitglieder der Umweltorganisation Earthlife Namibia hat das sehr unangenehme Folgen. Sie werden sozial ausgegrenzt und eingeschüchtert. Sie müssen mit schlimmen persönlichen Auswirkungen rechnen, wenn der geplante Buschholzexport scheitern sollte.

Hält sich die Hamburger Umweltbehörde
an den Rat von Dr. Brown?

In Hamburg hat die Umweltbehörde auf ihrer einschlägigen Internetseite zum Thema Biomasse-Partnerschaft Hamburg-Namibia zu drei jeweils dreistündigen virtuellen Konferenzen mit der Konferenzsprache Englisch zwischen dem 26.11.2020 und dem 8.12.2020 eingeladen. Laut Veranstaltern soll auch über den Stand der Diskussionen in den Arbeitsgruppen des von der Behörde für Umwelt, Energie, Klima und Agrarwirtschaft (BUKEA) durchgeführten Prüfprozesses zu dieser Partnerschaft berichtet und zu einer öffentlichen Diskussion angeregt werden. Das ist zwar ganz sicher keine ergebnisoffene Diskussion über den Buschholzimport nach Hamburg, aber auch kein Maulkorb für alle Kritikerinnen und Kritiker.

Öffentliche Diskussion in Hamburg,
Maulkörbe in Namibia?

In Namibia dagegen, dem besonders betroffenen Land, wurde von Dr. Brown ein wirksamer Diskussions-Lockdown verhängt, der nach seinen Ausführungen noch lange nicht beendet sein dürfte, wenn Hamburg den Buschholz-Import fertig geprüft und sich entschieden haben wird. Bisher wird von der Umweltbehörde Mitte 2021 als Termin hierfür genannt.

Wer auf Lockerungen des Brown´schen Lockdowns für Diskussionen in Namibia hofft, wird wohl noch viel länger warten müssen.

Wer hier die Wirkungen neokolonialistischer Strukturen sieht, liegt wohl nicht ganz falsch.

(Übertragung aus dem Englischen ins Deutsche durch die Redaktion des HET)

30. Oktober 2020
von Redaktion
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Meilenstein für den Klimaschutz bei der Kohleverbrennung in Wedel?

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Laut einer Pressemitteilung der Wärme Hamburg GmbH vom 26.Oktober 2020 hat der Aufsichtsrat eine Reduzierung der Kohleverbrennung im Heizkraftwerk Wedel beschlossen. Im Rahmen einer Selbstverpflichtung wird die Wärme Hamburg den Kohleeinsatz ab sofort um 20 Prozent und ab 2023 um mindestens 30 Prozent pro Jahr reduzieren. Letzteres entspricht rund 150.000 Tonnen Kohle pro Jahr, die künftig weniger verbrannt werden sollen (Bild 1).

Bild 1: Selbstverpflichtung der Wärme Hamburg zur Reduzierung der jährlichen Kohleverbrennung in Wedel (blau) und entsprechende Verminderung des CO2-Ausstoßes

Nach Bild 1 sollen bis zur Heizperiode 2022/2023 im Vergleich zu heute die Effekte 1 und 2 wirksam werden und zwar durch eine „Einsatzoptimierte Fahrweise“ und eine „Modifizierte Einsatzplanung“. „Möglich wird diese Reduktion vor allem durch eine Verlagerung auf andere gasgefeuerte Wärmeerzeuger im Kraftwerkspark der Wärme Hamburg“, behauptet die Pressemitteilung von Wärme Hamburg. Gemeint ist dabei vor allem das Erdgas-gefeuerte Gas- und Dampf-Kraftwerk am Standort Tiefstack.

Ab der Heizperiode 2022/2023 soll der Einsatz einer 80 Megawatt Power-to-Heat-Anlage am Standort Wedel dazukommen, in der nach dem Tauchsieder-Prinzip Wärme mit Direktstrom erzeugt und so Kohle verdrängt werden soll. Dazu unten mehr.

Die ersten auf die Ankündigung dieser Selbstverpflichtung folgenden Bewertungen sind recht unterschiedlich:

Für Manfred Braasch vom BUND Hamburg ist eine Drosselung des Einsatzes von Kohle in Wedel „eine gute Nachricht für den Klimaschutz“.

Der klima- und energiepolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Stephan Gamm, nannte laut Süddeutscher Zeitung Kerstans Pläne dagegen eine Mogelpackung. Sie seien nicht mehr als „eine homöopathische Maßnahme mit grünem Anstrich“. Dafür werde die Drosselung des Kohleeinsatzes die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens zusätzlich belasten. Die Folge seien höhere Preise für die Fernwärmekunden. Eine Begründung für diese Einschätzung gab Gamm leider nicht.

Dr. Beckereit, der Technische Geschäftsführer der Wärme Hamburg GmbH, nannte als CO₂-Einsparkosten ca. zehn Euro pro Tonne und Jahr – ein erstaunlich niedriger Wert.

Der Verzicht auf diesen Kohle-Einsatz würde Wärme Hamburg bis zu 1,5 Millionen Euro im Jahr kosten. Für eine Absenkung um rund 240.000 t CO2 durch die Effekte 1 und 2, berechnet nach Bild 1, ergibt sich Beckereits Wert bei Zugrundelegung von etwa zwei Jahren.

Bild 2: Umfang der jährlichen Stromerzeugung im HKW Wedel (Daten: Fraunhofer ISE). Bei den Werten von 2020 fehlen noch die Monate November und Dezember

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10. Oktober 2020
von Redaktion
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Ersatz der Steinkohle in Hamburger Heizkraftwerken durch Buschholz aus Namibia?

Die Hamburger Umweltbehörde prüft weiter mit handverlesenen Willigen

Nach einem Memorandum of Understanding „Biomass partnership with Namibia“, das von der Umweltbehörde am 7. Mai 2020 unterzeichnet wurde, wurden drei Arbeitsgruppen eingerichtet, die sich mit unterschiedlichen Aspekten der Nutzung von Biomasse aus Namibia in Hamburg beschäftigen sollen und zwar mindestens 12 Monate lang.

Die Arbeitsgruppe 1 soll Pro´s und Kontra´s für die vorgeschlagene Biomassenutzung in Deutschland bzw. außerhalb von Namibia zusammentragen. Die Risiken aus umwelt-, entwicklungspolitischer und kommunikativer Sicht sollen analysiert werden. Danach wird sich diese Arbeitsgruppe auf die Entwicklung einer soliden Kommunikationsstrategie / eines Konzepts für eine Biomasse-Partnerschaft mit Namibia konzentrieren. Sie ist also für die PR zuständig.

Schon am 31. Juli 2020 erklärte die Umweltbehörde BUKEA zu den Arbeitsgruppen: „Deren Aufgabe ist es zu prüfen, wie die Idee, namibisches Buchholz nach Hamburg zu bringen und zu verfeuern, langfristig und nachhaltig umgesetzt werden kann.“

Stephan Jersch von der Fraktion die LINKE in der Bürgerschaft nahm „umgesetzt“ wörtlich und fragte den Senat in einer Schriftlichen Kleinen Anfrage (Frage 11):  „Ist diese Aussage so zu verstehen, dass der Import von Buschholz aus Namibia nach Hamburg bereits beschlossen ist und nur noch die angegebenen Prüfungen für die Umsetzung durchzuführen sind?“

Der Senat antwortete am 22. September 2020 kurz und prägnant:

„Nein, es handelt sich um einen ergebnisoffenen Prüfprozess.“

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