Der Hamburger Energietisch

Für die Energiewende in Hamburg

18. August 2020
von Redaktion
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Ersatz der Steinkohle-Fernwärme aus Tiefstack mit Gas-Fernwärme aus Moorburg?

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Mit einer „Machbarkeitsstudie zur Umwandlung des Kraftwerkes Moorburg und Aufbau einer großen Elektrolyseanlage“ soll bis zum 30. Juni 2021 der Ausstieg aus der Steinkohle-Verfeuerung im Kraftwerk Moorburg untersucht werden.

Laut dem Koalitionsvertrag vom 2. Juni 2020 soll damit geklärt werden, „ob und wie ein Teil des bisherigen Kohlekraftwerks zu einer GuD-Anlage auf der Basis von Erdgas umgerüstet werden könnte, die der Stromproduktion bei gleichzeitiger Erzeugung von Wärme dienen würde.“

Bis zum Jahr 2025 soll einer der beiden Steinkohleblöcke in ein Gas- und Dampfkraftwerk (GuD) umgewandelt werden, der andere Steinkohleblock soll dann stillgelegt werden.

Eine der Leitfragen für die Machbarkeitsstudie lautet gemäß der Ausschreibung: „Welche Bedeutung hat eine Einbindung in das Fernwärmenetz und wie kann diese realisiert werden?“

Sicherlich ist mit dem „Fernwärmenetz“ das zentrale Hamburger Fernwärmenetz der Wärme Hamburg GmbH gemeint. In dieses Netz soll also ab 2025 Gas-Fernwärme aus einem GuD in Moorburg eingespeist werden.

Bild 1: Eine Wiederbelebung der Wärme-Anbindung WA MOOR?
(Bild: Vattenfall, Scoping-Unterlagen vom April 2018)

Eine Fernwärme-Anbindung des Kraftwerks Moorburg hatte Vattenfall schon einmal im April 2018 vorgeschlagen, allerdings für Kohle-Fernwärme (Bild 1). Inzwischen gibt es weit gediehene Pläne zum Bau eines GuD in Dradenau mit einer thermischen Leistung von 290 MW. Eine Frage der LINKEN in der Bürgerschaft, ob „eine Umrüstung des Kohlekraftwerks Moorburgs zum GuD Einfluss auf die Planung des GuD am Standort Dradenau habe, beantwortete der Senat mit: „Nein. Die Planungen für den Energiepark Hafen als Ersatz für das Kraftwerk Wedel sind weit fortgeschritten und gehen noch 2020 in die Umsetzung.“ (Drucksache 22/861 vom 4.8.2020).

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15. August 2020
von Redaktion
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Nun doch Fernwärme aus Hamburg-Moorburg?

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Die Hamburger Finanzbehörde hat am 21. Juli 2020 einen Wettbewerb um die Erstellung einer „Machbarkeitsstudie zur Umwandlung des Kraftwerkes Moorburg und Aufbau einer großen Elektrolyseanlage“ ausgeschrieben.

Bewerbungsschluss ist der 21. August 2020. Als Vertragsbeginn ist der 1. Dezember 2020 geplant und zum 30. Juni 2021 soll die Machbarkeitsstudie fertig sein.

Überraschung:

Es „soll die Anbindung eines umgerüsteten Kraftwerkes Moorburg an das Fernwärmenetz in die Untersuchung als eine wesentliche Variante eingebunden und bewertet werden“, so das „Technische Leistungsverzeichnis“ der Ausschreibung.

Zum Zweck einer Anbindung des Steinkohle(!)-Heizkraftwerks Moorburg hatte Vattenfall schon im April 2018 ein Scoping-Verfahren gestartet, das aber von der Umweltbehörde gestoppt wurde (Bild).

Eine Wiederbelebung der Wärme-Anbindung WA MOOR?
(Bild: Vattenfall, Scoping-Unterlagen vom April 2018)

Am 20. Februar 2020, drei Tage vor der Bürgerschaftswahl in Hamburg, kündigten Hamburgs Erster Bürgermeister Tschentscher und Wirtschaftssenator Westhagemann an, das Kohlekraftwerk Moorburg solle schneller vom Netz genommen werden: Einer der beiden 800-MW-Blöcke des erst seit 2015 laufenden Kohlekraftwerks könne auf Gas umgestellt werden. Der zweite 800-MW-Block würde vom Netz gehen, sobald der erste Block umgerüstet sei. Nun scheint das Ganze konkreter zu werden. Die am 20. Februar 2020 angekündigte Machbarkeitsstudie kommt:

„Das Kraftwerk Moorburg ist heute der mit Abstand größte Emittent von Kohlendioxid in Hamburg. Vor dem Hintergrund der Klimaschutzvorgaben des Senates sowie der Rahmenvorgaben auf nationaler Ebene (Kohleausstiegsgesetz) soll eine Umstellung des Kraftwerkes auf einen möglichst emissionsfreien Betrieb schnell erfolgen, mögliche Konzepte sollen mit Unterstützung durch die Betreiberin untersucht werden.“ („Technische Leistungsverzeichnis“ der Ausschreibung)

Dass es dabei vor allem auch um Wasserstoff gehen soll, wissen wir seit der letzten Wahl zur Bürgerschaft: „Eine integrative Betrachtung unter Berücksichtigung der Strom-, Wärme- und Wasserstoffproduktion eröffnet dabei die Möglichkeit, intelligente und wirtschaftlich sinnvolle (Nach-)Nutzungsmodelle für den privilegierten Standort und die bestehende Infrastruktur zu entwickeln.“

Neben Strom und Wasserstoff steht im „Technischen Leistungsverzeichnis“ also auch „Wärme“.

„Hat eine Umrüstung des Kohlekraftwerks Moorburgs zum GuD Einfluss auf die Planung des GuD am Standort Dradenau?“ fragte konsequenterweise die LINKE in der Bürgerschaft nach der Drucksache 22/861 vom 4.8.2020.

Antwort des Senats: „Nein. Die Planungen für den Energiepark Hafen als Ersatz für das Kraftwerk Wedel sind weit fortgeschritten und gehen noch 2020 in die Umsetzung.“

Diese Einschätzung entspricht wohl dem üblichen Zweckoptimismus der Umweltbehörde bei Planungsterminen. Denn mit der Planfeststellung für die Elbtrasse ist erst 2021 zu rechnen. Aber es stellt sich schon die Frage: Ist sich der ganze Senat hier eigentlich einig?

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10. August 2020
von Redaktion
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Sommer in Hamburg: Kohlestrom aus Wedel für den Profit!

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Es ist heiß in Hamburg im August 2020. Fernwärme aus den Kohle-Heizkraftwerken braucht jetzt niemand.

Doch die beiden Blöcke des alten, maroden Steinkohle-Heizkraftwerks Wedel erzeugen Strom und berieseln die AnwohnerInnen mit ätzenden Partikeln:

Block Wedel 2 ist seit dem 10. Juli wieder in Betrieb. Block Wedel 1 wurde am 29. Juli zugeschaltet.

Stromerzeugung in den beiden Blöcken des Kohlekraftwerks Wedel vom 1.1. bis zum 5.8.2020. Bild: Fraunhofer ISE
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5. Juli 2020
von Redaktion
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Erwiderung von Prof. Rabenstein auf Prof. Hecks Behauptungen im Zusammenhang mit seinem Vorschlag einer Biomasse-Partnerschaft Hamburg – Namibia

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In der Hamburger Morgenpost (MOPO) erschien am 29. Juni 2020 ein Artikel mit dem Titel Professoren-Streit in Hamburg. Zoff um das „Namibia-Gestrüpp“.

Prof. Dr. Peter Heck, Leiter des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) der Hochschule Trier, äußerte darin Kritik an dem KurzgutachtenVerwertung von Buschholz aus Namibia in Hamburg. Auswirkungen auf das globale Klima“, das im Auftrag des Hamburger Energietischs ausgearbeitet und am 15. Juni 2020 mit einer Pressemeldung des HET der Öffentlichkeit vorgestellt worden war. Zu diesem HET-Gutachten gibt es auch eine kurze Zusammenfassung.

Zum Verständnis des gesamten Vorgangs kann eine Beschreibung des von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)  und von IfaS bearbeiteten ProjektsNutzung von Busch-Biomasse“ dienen, das am 7. Mai 2020 zu einem Memorandum of Understanding (MoU) mit der Hamburger Umweltbehörde (BUE) führte. Nach diesem MoU soll in den kommenden zwei Jahren eine Biomasse-Partnerschaft Hamburgs mit Namibia geprüft und etabliert werden. Es geht um die Verwendung von Buschholz aus Namibia im Hamburger Energiesektor, insbesondere bei der Erzeugung von Fernwärme.

Institutionelle Struktur für das Memorandum of Understanding (Im MoU steht noch BUE. Jetzt lautet die Abkürzung der Umweltbehörde BUKEA).
  • Die Forst-Beratung UNIQUE (Grafik) erhielt von der GIZ den Auftrag, die Treibhausgas-Emissionen zu bewerten, die durch verschiedene Arten der Nutzung von namibischem Buschholz entstehen würden.
  • Das von Prof. Heck geleitete IfaS wurde von der GIZ beauftragt, die Entwicklung von Biomasse-Partnerschaften mit Namibia zu entwickeln mit dem übergeordneten Ziel, strategische Partnerschaften mit deutschen Abnehmern zu arrangieren (siehe MoU).

Von Prof. Heck (IfaS) und von Frank Gschwender (GIZ) stammt ein Dossier vom 18. April 2019, Transkontinentale Biomassepartnerschaft Namibia – Hamburg. Entwicklung eines Biomasse Industrieparks (BIP) in Namibia, in dem Hamburg vorgeschlagen wird, Buschholz aus Namibia zu importieren, um es in der Fernwärme-Erzeugung zu verbrennen.

Das HET-Gutachten rät dagegen dringend von einer langjährigen energetischen Nutzung von Buschholz aus Namibia in Hamburg ab, da Hamburg bis spätestens 2050 Klimaneutralität anstrebt. Im Gutachten zeigte sich bei einem Vergleich der Energieträger Buschholz aus Namibia, Erdgas, Steinkohle und Altholz aus der BRD, dass für den Einsatz in der Hamburger Fernwärmeerzeugung je nach dem für Namibia gewählten Szenario die gesamten Treibhausgase des importierten Buschholzes im besten Fall nicht geringer sind als diejenigen von fossilem Erdgas und im ungünstigsten Fall weit höher sind als diejenigen von Steinkohle.

Dazu kommt, dass wegen der Folgeeffekte der veränderten Landnutzung in Namibia die durch den Buschholzeinsatz in Hamburg ausgelösten Treibhausgasemissionen mit zunehmender Zeit sogar ansteigen würden.

Zu der von Prof. Rahmstorf dargestellten Absenkung der CO2-Emissionen in Deutschland, die für die Einhaltung der Ziele des Pariser Klimaabkommens notwendig ist, passt das wie die Faust aufs Auge.

Um das CO2-Restbudget Deutschlands einzuhalten, müssen die deutschen CO2-Emissionen wie im Bild von Prof. Rahmstorf gesenkt werden.

Die Veröffentlichung des HET-Gutachtens fand in Teilen der Hamburger Medien Aufmerksamkeit (MOPO 16.6.20).

Am 29.6.2020 äußerte sich Prof. Heck in einem Interview mit der Boulevard-Zeitung MOPO zum HET-Gutachten:

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2. Mai 2020
von Redaktion
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Die globalen Methan-Emissionen sind erneut alarmierend angestiegen

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Anfang April 2020 gab die Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde der USA (NOAA – National Oceanic and Atmospheric Administration) neue Werte der Treibhausgase CO2, CH4, N2O und SF6 bekannt.

Alarmierend ist, dass die Konzentration von Methan (CH4) in der Atmosphäre erneut beträchtlich angestiegen ist.

Methangehalt der Atmosphäre (ppb = Milliardstel) (Quelle: Global Monitoring Laboratory NOAA)

Wie das Bild zeigt, blieben die Werte der Methan-Konzentration von 1999 bis 2006 nahezu konstant. Da Methan im Gegensatz zu CO2 in der Atmosphäre nur eine mittlere Lebensdauer von 12,4 Jahren besitzt, hatten Wissenschaftler*innen gehofft, es werde nun so viel Methan abgebaut, wie gleichzeitig neu freigesetzt werde. Doch ab 2007 begann die Methan-Konzentration wieder stark zu steigen.

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