Der Hamburger Energietisch

Für die Energiewende in Hamburg

5. April 2018
von Redaktion
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Erneuerbare Fernwärmequellen südlich der Elbe im Konzept der Umwelt-Behörde schmelzen dahin

Die „Südvariante“, mit der die Behörde für Umwelt und Energie (BUE) das Kohle-Heizkraftwerk Wedel ersetzen will, ist nicht nur teuer, sondern außerdem viel weniger klimafreundlich, als von der BUE behauptet wird.

Als Begründung für die Planung einer Fernwärmetrasse vom zentralen Hamburger Fernwärmenetz zur Müllverbrennungsanlage Rugenberger Damm (MVR) südlich der Elbe gab die BUE die Erschließung umfangreicher erneuerbarer Wärmequellen südlich der Elbe an.  Bereits Ende des Jahres 2017 ging jedoch aus den Planungen der BUE hervor, dass sich diese Versprechungen in heiße Luft aufgelöst hatten und sich der Anteil erneuerbarer Wärme südlich der Elbe auf nur noch etwa 20 Prozent der Ersatzwärme für das Heizkraftwerk Wedel verringert hat.

Zum Zeitpunkt der Erstellung der folgenden im Energienetzbeirat am 5. April 2018 präsentierten Dokumente war ein fester Bestandteil der „Südvariante“, dass für deren Realisierung 40 Prozent der Ersatzwärme für das Heizkraftwerk Wedel aus dem Steinkohle-Heizkraftwerk Moorburg ausgekoppelt werden sollten. (Im August 2018 hat die BUE auf diese Beiträge verzichtet.)

Die „Südvariante“ der BUE ist nicht nur wenig klimafreundlich, sie ist außerdem besonders teuer. Daher sollte sie möglichst rasch zugunsten der „NRO-Nordvariante“ am Standort Stellingen aufgegeben werden.

Eine Stellungnahme für die Sitzung des Energienetzbeirats am 5. April 2018:  Die Erschließung erneuerbarer Fernwärmequellen südlich der Elbe

Die zugehörige Präsentation: Präsentation  Die Erschließung erneuerbarer Fernwärmequellen südlich der Elbe

7. März 2018
von Christoph Schreiber
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Soll Hamburg europäische Kohlehauptstadt werden?

Vattenfall versucht offenbar, den Hamburger Volksentscheid zur Rekommunalisierung der Energienetze auszuhebeln und Hamburg zur Kohlehauptstadt Europas zu machen. Trickreich drängt der Konzern zu einer neuen Fernwärmetrasse durch die Hintertür in Richtung seines riesigen Steinkohle-Heizkraftwerks Moorburg – und bringt dabei den grünen Umweltsenator in die Bredouille.

Eine Stellungnahme von Matthias Ederhof, stellvertretender Sprecher des Energienetzbeirates der Freien und Hansestadt Hamburg, und Prof. i. R. Dr. Dietrich Rabenstein, HafenCity Universität Hamburg, stellvertretendes Mitglied des Energienetzbeirats, lesen Sie hier

Stellungnahme zu Vattenfalls Tricks für Moorburg

29. Mai 2017
von Christoph Schreiber
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Aktion gegen die Moorburgtrasse

Wollen SPD und Grüne den Netze-Volksentscheid unterlaufen?

Keine Moorburgtrasse!

 

Aktivist*innen vom Hamburger Energietisch und ROBIN WOOD haben heute vor dem Rathaus ein Banner mit der Aufschrift „Moorburger Kohlewärme verhindern – Volksentscheid umsetzen“ aufgehängt, um gegen Pläne des Hamburger Senats und der Behörde für Umwelt und Energie (BUE) zu protestieren eine Neuauflage der Moorburgtrasse zu planen.

Die BUE plant, eine Fernwärmeleitung vom Steinkohle-Heizkraftwerk Moorburg zum zentralen Fernwärmenetz nördlich der Elbe bauen zu lassen. Die Kohle-Fernwärme aus dem Heizkraftwerk Wedel würde so zum großen Teil durch Kohle-Wärme aus Moorburg ersetzt. Eine Wärmewende mit erneuerbaren Energien wäre damit für das große Fernwärmenetz auf Jahrzehnte blockiert. Der vom Volksentscheid 2013 festgelegte Rückkauf des Vattenfall-Fernwärmenetzes wäre stark gefährdet.

Hintergrund: Das alte, dreckige und störanfällige Steinkohle-Heizkraftwerk in Wedel muss ersetzt werden. Die BUE will dafür die in der Müllverbrennungsanlage Rugenberger Damm erzeugte Wärme nutzen. Von dieser wird zur Zeit ein Industriebetrieb (Ölwerke Schindler) beliefert. Die Ölwerke sollen stattdessen Ferndampf aus dem Kohlekraftwerk Moorburg bekommen, wofür Vattenfall ca. 300 Mio. € Subventionen erhielte. Weitere Projektideen für regenerative Wärme aus dem Süderelbebereich sind sehr vage und mit hoher Wahrscheinlichkeit zu teuer. Vattenfall wird stattdessen preisgünstige Wärme aus Moorburg anbieten. Der Konzern könnte versuchen, eine Durchleitung in das Hamburger Wärmenetz gerichtlich zu erzwingen. Das widerspricht jedoch dem Volksentscheid.

2010 verhinderten wir durch eine 3-monatige Baumbesetzung im Gählerpark sowie Klagen vor Gericht eine erste Trasse aus dem Kohlekraftwerk in Moorburg. Eine neue Moorburgtrasse werden wir genauso entschlossen bekämpfen“ erklärte die ROBIN WOOD – Kletteraktivistin und ehemalige Baumbesetzerin Cécile Lecomte.

Die Kosten für die Moorburgtrasse, rund 150 Mio.€ oder mehr, müsste nach den Plänen von Vattenfall und Senat die Vattenfall Wärme Hamburg GmbH (VWH) tragen. Diese Kosten mindern die Gewinnaussichten des Unternehmens, also den Ertragswert, der 2018 ermittelt wird. Liegt dieser deutlich unter 950 Mio. € (Mindestpreis, den der Scholz-Senat 2013 vereinbart hat), so wird der Senat den Rückkauf des Fernwärmenetzes mit Hinweis auf die Landeshaushaltsordnung („sparsame und wirtschaftliche Verwendung öffentlicher Gelder“) verweigern. Damit hat der SPD-Senat schon 2014 gedroht. Senator Kerstan (Grüne) äußerte sich im Dezember 2016 ähnlich.

Der Volksentscheid über die Rekommunalisierung der Energienetze vom 22.9.2013 hat Gesetzeskraft – er muss eingehalten werden. Gilbert Siegler, Sprecher des Hamburger Energietischs: „Unter dem Vorwand, erneuerbare Wärme verwenden zu wollen, will der Senat offenbar den Volksentscheid unterlaufen. Es darf keine Moorburgtrasse geben.“ Stattdessen muss die Stadtreinigung Hamburg (SRH), die im Stellinger Moor ohnehin Wärme aus organischen Abfällen produzieren will, die Möglichkeit bekommen, diese Anlagen so groß zu bauen wie von der SRH ursprünglich geplant – was der Senat verhindern will. Zudem können dort mit Erdgas betriebene Großmotoren einen großen Teil des Wärmebedarfs decken. Die Großmotoren können ab etwa 2030, wenn reichlich Windstrom zur Verfügung steht, nach und nach auf regenerativen Wasserstoff umgestellt werden. Zur Moorburgtrasse gibt es also eine attraktive Alternative. Und mit dieser könnte das alte Kohle-HKW Wedel sogar vier Jahre früher stillgelegt werden als mit der neuen Moorburgtrasse.

 

Text des Volksentscheids vom 22.9.2013:

„Senat und Bürgerschaft unternehmen fristgerecht alle notwendigen und zulässigen Schritte, um die Hamburger Strom-, Fernwärme- und Gasleitungsnetze 2015 wieder vollständig in die Öffentliche Hand zu übernehmen. Verbindliches Ziel ist eine sozial gerechte, klimaverträgliche und demokratisch kontrollierte Energieversorgung aus erneuerbaren Energien.“

17. Januar 2017
von Christoph Schreiber
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Energienetzbeirat verweigert kritische Stellungnahme

Die Geschäftsstelle des Hamburger Energienetzbeirats (ENB) übersandte den Mitgliedern des ENB am 23.12. 2016 das von der BUE beauftragte Gutachten des Hamburg Instituts „Erneuerbare Energien im Fernwärmenetz Hamburg“:

Eine „Kritische Stellungnahme zum Gutachten des HIC“ wurde daraufhin von Prof. Dr. Dietrich Rabenstein unmittelbar für den Hamburger Energienetzbeirat (ENB) geschrieben. Sie sollte bei der Sitzung am 19.01.2017 in die Diskussion einfließen. Er bat die Geschäftsstelle des Energienetzbeirats, diese „Kritische Stellungnahme“ auf der Internetseite des Energienetzbeirats der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, damit sich diese ein Bild von der Diskussion im Energienetzbeirat machen kann. Da die Geschäftsstelle eine solche Veröffentlichung in Abstimmung mit dem Sprecher des ENB, Prof. Dr. Beba, verweigerte, veröffentlicht stattdessen der HET diese „Kritische Stellungnahme“ hier unter obigem Link (und im Downloadbereich).

2. Juli 2016
von Christoph Schreiber
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Drei Jahre nach dem Volksentscheid – Wo steht die Energiewende in Hamburg?

Drei Jahre nach dem Volksentscheid Energienetze in Hamburg:
Wo steht die Energiewende in Hamburg ?

Zwischenbilanz und Ausblick mit Interviews, Vortrag und Diskussion

6. Oktober 2016

Drei Jahre nach dem Volksentscheid zieht der Hamburger Energietisch (HET) Bilanz:

Wie ist der Stand bei der Rekommunalisierung der Netze für Strom, Fernwärme und Gas? Wo hakt es und wer sind die Bremser? Wie kann eine zügigere Umsetzung des rechtsverbindlichen Volksentscheides politisch befördert werden?

Nach einer Analyse zu der Hamburger Situation mit dem Sprecher des HET, Gilbert Siegler, und den drei Vertrauensleuten des Volksentscheides, Manfred Braasch (BUND Hamburg), Theo Christiansen (Ev.-Luth. Kirchenkreis Hamburg-Ost) und Günter Hörmann (ehemals Verbraucherzentrale Hamburg), wird Dr. Joachim Nitsch, Hauptautor der Leitstudien des Bundesumweltministeriums für den Ausbau der  erneuerbaren Energien, die Hamburger Situation beleuchten und einen bundesweiten Ausblick geben.

Veranstalter: Hamburger Energietisch (HET), World Future Council (WFC), Zukunftsrat Hamburg, Rosa-Luxemburg-Stiftung Hamburg

Gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung

Ort:  GLS-Bank-Filiale Hamburg, Düsternstraße 10, 20355 Hamburg (Nähe S-Bahnstation Stadthausbrücke)