Der Hamburger Energietisch

Für die Energiewende in Hamburg

29. Januar 2021
von Redaktion
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Kein Export von Buschholz aus Namibia!

Der einflussreiche ECONOMIC & SOCIAL JUSTICE TRUST unter dem Vorsitz von Herbert Jauch hat sich am 27. Januar 2021 in einer Presseerklärung klar und eindeutig gegen den vorgeschlagenen groß angelegten Export von Busch-Biomasse aus Namibia nach Deutschland ausgesprochen. (Englische Originalversion und ins Deutsche übersetzte Version)

Bild: Fridays for Future Windhoek

Als Gründe für die Ablehnung des Exports von Buschholz nach Deutschland werden unter Anderem genannt:

  • Es besteht ein dringender Bedarf an lokalen erneuerbaren Energien, da Namibia stark von Energieimporten aus Kohlekraftwerken in Südafrika abhängig ist.
  • Die Schaffung von Arbeitsplätzen muss bei der Ernte der Buschbiomasse im Mittelpunkt stehen. Mit einer vollmechanisierten Ernte von Buschholz könnte im Vergleich zu einer halbmechanisierten Ernte eine beträchtliche Anzahl von bestehenden Arbeitsplätzen vernichtet werden.

Sehr deutlich wird die Pressemeldung am Ende:

„Ein Exportabkommen, das die Lieferung großer Mengen an Biomasse über Jahrzehnte hinweg erfordert, mag zwar bestimmten Interessengruppen zugutekommen, fördert aber nicht Namibias entwicklungspolitische Ziele der Schaffung von Arbeitsplätzen und lokaler Wertschöpfung. Solche entwicklungspolitischen öffentlichen Interessen müssen von der namibischen Regierung gewahrt werden. Wir fordern unsere Regierung daher dringend auf, lokale Wertschöpfungsketten und die Schaffung erneuerbarer lokaler Energie als beste Option für Namibia direkt zu fördern.

Der vorgeschlagene groß angelegte Export von Busch-Biomasse nach Deutschland würde eine Fortsetzung der kolonialen Handelsmuster darstellen, wobei Afrika auf die Rolle des Lieferanten von halbverarbeiteten Materialien zurückgedrängt wird. Dies bietet keine Lösung für die Entwicklungsherausforderungen Namibias und das zentrale Ziel der Schaffung von Arbeitsplätzen vor Ort.“

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22. Januar 2021
von Redaktion
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Wissenschaftliche Eigenverantwortung nach Art der Hamburger Umweltbehörde

„Augen zu und durch“ scheint die Devise der Hamburger Umweltbehörde bei ihrer Buschholz-Affäre zu sein.

In der Schriftlichen Kleinen Anfrage der LINKEN in der Hamburger Bürgerschaft  Drs. 22/2792, 19.1.21,    Buschholz aus Namibia – Interessenkonflikte bei der Prüfung durch die BUKEA?   geht es um die Begutachtung von Treibhausgasen, die bei einer energetischen Nutzung von Buschholz aus Namibia durch Hamburg freigesetzt werden würden.

Die Einleitung zu dieser Kleinen Anfrage belegt sehr ausführlich, dass besonders von der Forst-Beratung UNIQUE, aber auch vom Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) auf Grund von Interessenkonflikten keine unabhängigen und objektiven Gutachten zu Treibhausgas-Emissionen durch die Nutzung von namibischem Buschholz zu erwarten sind.

In einer Einleitung zu seinen Antworten erklärt der Senat, dass nach Selbstauskünften des IfaS „die in den Prozess eingebrachten Studien und Berechnungen nach wissenschaftlichen Kriterien erstellt wurden und entsprechend in Peer Reviews bestätigt worden worden sind“.

Interessenkonflikte beim IfaS werden von der Umweltbehörde also ausgeschlossen, weil nämlich „nach Auskünften“ des IfaS bestimmt gar keine bestehen.

Peer Reviews (Externe Beurteilungen):
Wo sind sie?    Hat jemand welche bemerkt?

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4. Januar 2021
von Redaktion
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Die Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse der Wärme Hamburg GmbH

Der Vorsitzende des Ausschusses Umwelt und Energie, Klimaschutz, Agrarwirtschaft der Hamburger Bürgerschaft, Stephan Gamm (CDU), interessierte sich am 18.12.2020 in einer Schriftlichen Kleine Anfrage (22/2549) namens „Kohlekraftwerk Wedel – Eine unendliche und traurige Geschichte. Setzt Rot-Grün nur noch auf teure Placebos statt seriöser Energiepolitik?“ unter anderem für den Umfang der Stromproduktion im alten Heizkraftwerk Wedel, das bekannt dafür ist, dass es am laufenden Band die Anwohnerinnen und Anwohner mit ätzenden Partikeln bespuckt.

Wie viel Strom hat das Kraftwerk Wedel in den Jahren 2015 bis 2020 bereitgestellt? Das wollte er wissen. Und höflich wie immer fügte er hinzu „Bitte nach Jahren getrennt angeben.“

Es ist nicht bekannt, ob er damit gerechnet hat oder ob er mit einem gewissen Erstaunen die Antwort des Hamburger Senats las: „Diese Daten fallen unter das Betriebs- und Geschäftsgeheimnis der WH.“

Da Herr Gamm ein Energiefachmann ist, war ihm natürlich klar, dass jedermann, auch Zeitgenoss*innen mit geringem einschlägigem Expertenwissen, die jährliche Stromerzeugung des Heizkraftwerks Wedel auf den Energy-Charts von Fraunhofer ISE ohne Mühe nachsehen kann.

Nicht nur als Graphik, sondern auch auf drei Ziffern genau sind diese Angaben dort leicht zu finden:

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14. Dezember 2020
von Redaktion
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Road Map to a Biomass Industrial Park in Namibia

Als pdf-Datei

Ende November und Anfang Dezember 2020 boten Befürworter eines Buschholz-Imports aus Namibia drei Video-Seminare an. Wem diese Seminare noch nicht gereicht haben, dem schenkt das Trierer Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) nun kurz vor Weihnachten neues, spannendes Lesefutter: ein Masterdocument Road-Map to BIP.

Datiert auf den 19. November 2020 lag dieses Masterdocument schon vor diesen Video-Seminaren vor. Die Veranstalter:innen hielten jedoch dicht. Nun ist die Überraschung perfekt.

Für die, die es noch nicht wissen: Biomasse-Industrieparks (BIP) sind die Lösung für die ökologische und sozioökonomische Katastrophe, die  Namibia bedroht, das bush encroachment (S. 11). Namibia besitzt über 450 Millionen Tonnen einer ungenutzten erneuerbaren Ressource, nämlich der Biomasse, die auf 45 Millionen Hektar gedeiht (S. 11).

So ein BIP verarbeitet davon aber nur 0,25 Millionen Tonnen im Jahr. Für den Kohleersatz in Hamburg-Tiefstack wären die Lieferungen eines einzigen BIPs fast schon ausreichend. Welcher Investor würde da nicht sein Auge mit Wohlgefallen auf diese ungenutzte Ressource richten? Auch Flensburg, Berlin und Rostock wollen aus der Kohle aussteigen (S. 47).

Schon „konnten entscheidende strategische Partner mit konkretem Interesse an einer Biomassepartnerschaft erfolgreich angesprochen und verpflichtet werden, wie z. B. die Stadt Hamburg oder die Brüning-Gruppe.“ (S. 166)

Die internationale Nachfrage nach Holzpellets und Holzhackschnitzeln von europäischen Kraftwerksbetreibern wie von Stadtwerken, von Unternehmen wie Vattenfall, Uniper, Drax und von Großhändlern wie der Brüning-Gruppe etc. wird in den nächsten Jahren drastisch steigen (S. 24). Ein Riesengeschäft bahnt sich an!

Die Brüning-Gruppe handelt europaweit mit energieliefernden Massenrohstoffen und verfügt bereits über Zertifizierungen wie FSC, PEFC, SBP, ISO 14001, EFB und ENplus, die zunehmend von Endkunden in Europa gefordert werden. Wie praktisch.  Also hat sie ebenso wie die Stadt Hamburg auch schon ein Memorandum of Understanding (MoU) mit IfaS unterzeichnet, basierend auf dem Biomass Hub-Konzept von IfaS, das gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) entwickelt wurde (S. 139). Die Zertifizierungen und Siegel und das Sustainable Resource Verification Scheme (SURE) spielen eine große Rolle (S. 156). Für die betroffenen Farmer und vor allem auch für die scheinselbständigen Erntearbeiter wird das zweifellos Auswirkungen haben. Ob sich das IfaS darüber wohl schon Gedanken gemacht hat?

Viel Arbeit und nicht wenige Erfolge dieser Arbeit in den letzten 18 Monaten beschreibt das Masterdocument. Aber alle MoU-Prüfprozesse sind selbstverständlich völlig ergebnisoffen. Honi soit qui mal y pense.

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9. Dezember 2020
von Redaktion
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Ätzende Partikel kosten viel Geld

Seit vielen Jahren wehrt sich die Bürgerinitiative „Stopp! Kein Mega-Kraftwerk Wedel“ gegen die Beregnung mit ätzenden Partikeln aus einem Schornstein des Kohle-Heizkraftwerks Wedel, die nicht nur Sachschäden anrichten, sondern auch hochgradig gesundheitsgefährdend sind. Derzeit ist der Partikelniederschlag besonders schlimm. So etwas haben selbst die Aktiven der Bürgerinitiative (BI) noch nicht gesehen. 

Die Mitglieder und Unterstützer:innen der BI haben schon sehr viel Spendengelder für Gutachten, Untersuchungen und juristische Unterstützung aufgebracht.

Die gerichtliche Entscheidung ist jetzt auf den 22. März 2021 angesetzt.
Die BI ist daher ganz besonders stark auf Spenden angewiesen. Die Gegenseite, das Fernwärmeunternehmen Wärme Hamburg, kann die entsprechenden Kosten leicht aus der Portokasse bezahlen.

Die BI freut sich daher über jede Spende:

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